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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 111
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Ree erhielt am 3. April 1848 einen Brief vom Konstanzer Bürgermeister
Hüetlin, in dem dieser sich gegen die Wahlmännerwahl zur Nationalversammlung
ausspricht. Ree antwortet, daß es zwei Alternativen gäbe: Proklamation
der Republik oder Wahl zur Nationalversammlung. Ree befürwortete
letzteres mit dem Argument, daß die Mehrheit im Mittelrheinkreis
dafür wäre.

Aus seiner Wahlrede geht hervor, was hinter Rees politischem Programm
steht: Ein starkes Nationalgefühl, das in den Wurzeln auf die Nachwirkungen
von 1813 zurückzuverfolgen ist, dazu die demokratische Grundüberzeugung
vom Naturrecht der Volkssouveränität, gepaart mit einem ausgesprochen
bürgerlichen Sinn für Ordnung und Rechtlichkeit, bildeten Rees
politische Grundüberzeugung. Die Folgen waren Verzicht auf direkte, gewaltsame
Aktion und Option für den gewaltfreien Weg des Parlamentarismus
. In dieser Überzeugung stellte sich Gustav Ree zur Wahl zum Paulskirchenparlament
. 131 von 134 Wahlmänner im Wahlkreis Offenburg-
Oberkirch-Gengenbach gaben am 18. Mai 1848 Gustav Ree ihre Stimme.

Die Form allerdings, mit der diese Ziele erreicht werden sollten - Republik
oder konstitutionelle Monarchie - war für den Juristen Ree zweitrangig.
Eine Antwort auf diese Frage zu finden, fiel ihm entweder schwer, oder er
wollte sich alle Wege offenhalten:11

Mag man über die Form sich bekämpfen, mag man mit der Mehrheit der
hier versammelten Wahlmänner für die Zentralgewalt des Reichs, die republikanische
Regierung, oder mit andern die Schaffung einer neuen Monarchie
mit konstitutionellen Garantien für angemessener erachten - immerhin
wird der Kampf mit den Waffen des Geistes ein durch die Weihe der
Idee der Einheit des Vaterlandes getragener und durch sie versöhnender
sein.

War Gustav Ree also in den revolutionären Jahren ein Opportunist? Schon
seine Erklärung, die er am 19. April im Namen der Stadt Offenburg abgegeben
hatte, hatte die gleiche Unentschiedenheit gezeigt: ob Deutschland
eine Republik oder Monarchie werden sollte, konnte nicht in Offenburg
entschieden werden, sondern war dem Willen der Mehrheit des ganzen
deutschen Volkes vorbehalten.

In Frankfurt schloß sich Ree wie andere badische demokratische Abgeordnete
der linken Donnersberg-Fraktion an, doch legte er schon am 6. August
1848 sein Mandat nieder, um sich wieder ganz seinem Offenburger Bürgermeisteramte
zu widmen. FX. Vollmer stellt diesbezüglich folgende Fragen
: War es wirklich nur die Einsicht, daß die Parlamentsarbeit längere

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