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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 130
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Am Sonntag, den 6. September 1863 war es wieder soweit: Über 700 Sänger
strömten nach Offenburg zum Ortenauer Sängerfest. Die Veranstalter
knüpften bewußt an diese vormärzliche Tradition an, die zwischen 1838
und 1843 ihren Höhepunkt hatte. Auch der Ablauf der Festzeremonie erinnerte
an die Zeit vor 1847: (Geschützsalven, Sammlung vor dem Rathaus,
Zug zum Bahnhof, Empfang der Gäste, Einzug der Sänger in die Stadt,
Bankett). Das postrevolutionäre Netzwerk funktionierte: Die Offenburger
Schützen und die Feuerwehr unterstützten den Gesangverein Concordia.
Der ehemalige Hecker-Sympathisant Dr. Emmerich Barth hielt dazu folgende
Rede:

Heute grüßt das geheiligte Symbol der deutschen Einheitsbestrebungen,
die damals so verpönte schwarz-roth-goldene Fahne, die einziehenden
Schaaren und ein fürstlicher Sänger habe ihnen den gewaltigen Mahnruf
an die deutsche Trikolore gewidmet. Heute sei dem freien Worte, das man
damals ängstlich mied, oder nur zaghaft auszusprechen wagte, eine Tribüne
errichtet; aber Niemand vermöge das Wort der Freiheit, jener wahren
Freiheit, die sich selbst beherrscht auszusprechen, ohne sich dankbar unseres
ächt freisinnigen, hochherzigen Landesfürsten, der vor wenigen Tagen
erst im fürstlichen Areopage der alten Kaiserstadt bewiesen, warum sein
Volk mit so unendlicher Liebe und Begeisterung anhängt. Als unbehagliches
Gefühl bezeichnete es der Ortenauer Bote, daß das Fest von den
höheren Klassen, der wohlhabenden und Mittelbürger nur spärlich besucht
wurde.44

Resümee:

Die ersten zwanzig Jahre nach den Revolutionsereignissen geben in Offenburg
ein janusköpfiges Bild ab. Während die Erinnerung an die Jahre 1849
bis 1859 hauptsächlich durch die Härte der Reaktionspolitik und dem Horrorgemälde
der preußischen Besatzer geprägt war, zeigen sich auch ganz
andere Nuancen, die allerdings einer tiefergehenden Untersuchung bedürfen
. Viele offene Fragen bleiben: Können wir von einem Oppositionsnetzwerk
im Untergrund sprechen? Welche Konsequenzen haben die ehemaligen
1848er aus dem Scheitern gezogen? Welche Kompromisse gingen sie
ein? Gab es neue Koalitionen aus gemäßigten Revolutionären und liberalen
Revolutionsgegnern?

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