Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 142
(PDF, 141 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0142
3. Das Freiheitsfest mitgestaltende Beiträge

Es soll an dieser Stelle wenigstens darauf hingewiesen werden, daß das erste
Radioprogramm des Südwestfunks am 29. September 1997 eine im Offenburger
„Salmen" aufgezeichnete Radio-Talkshow mit Friedrich Hecker
und Gustav Struve unter dem Titel „Der Freiheit eine Gasse - die unmögliche
Talkshow mit Friedrich Hecker und Gustav Struve" ausstrahlte. In dieser
ebenso originellen wie humorvollen Konfrontation der beiden gescheiterten
Revolutionshelden mit der Moderne des 20. Jahrhunderts brachen alte
Reminiszenzen des Intellektuellen Struve gegen den 'Macher' und
Volkstribun Hecker wieder auf. Hier wurde der Mensch hinter dem Revolutionär
lebendig. Der Moderator und Autor der Dialoge, Klaus Gülker,
hatte sich offensichtlich mit den Biographien gründlich vertraut gemacht.

4. Die Festivitäten ablehnende Texte

Das Fernsehmagazin Titel, Thesen, Temperamente sendete am 21. September
1997 in der ARD einen Kurzbeitrag zum Offenburger Freiheitsfest.
„Ein Grillfest in Kostümen", „Kitsch in rot-gelb", „Historische Maskerade
" lauteten die Etiketten. Der Eindruck drängt sich auf, daß mit einer vorgefaßten
, links-elitären Meinung mit der Kamera schnell über das Fest gegangen
wurde, um die Beweise für die vorher feststehenden Thesen einzu-
fangen: Revoluzzer-Wein, Freiheits-Bier und sonst nichts! Dieser stark antiquierte
Kulturbegriff von links, der offensichtlich den Standort der Autoren
bildet, sorgt in dem Beitrag für eine groteske Gegenüberstellung von
Volkstreiben und „wirklicher" Kunst. Denn der Konstanzer Maler Johannes
Grützke, der 1991 für ein Revolutionsgemälde, das in der Frankfurter
Paulskirche hängt, eine halbe Million Mark bekam, wird als positiver
Gegenpol zum Fest aufgebaut. Im Film modelliert er gerade Szenen mit
Friedrich Hecker. Und das eben nicht fremdfinanziert (das Freiheitsfest
wurde mit Mitteln aus dem baden-württembergischen Landeshaushalt, aus
dem kommunalen Budget sowie mit Spenden und Verkaufserlösen finanziert
), wie immer wieder betont wird, sondern aus eigenen Mitteln. Daß
der Maler selbst bekundet, seine Werke verkauften sich eigentlich immer,
verhindert keineswegs das Gerede des Kommentators vom selbstlos sich
einer hehren Sache verschreibenden Künstler. Letztlich bleibt die Frage,
auch nach wiederholtem Anschauen der Sendung, warum eine Revolutionsbewegung
, die in Baden 1848 auf breite Sympathie bei den Menschen
stieß, nur von einem Künstler adäquat erinnert werden kann?

Ein besonders gelungenes Beispiel der linken Kritik an der Art und Weise
der Gedenkfeierlichkeiten liefert Carsten Otte in einem „Freiheitsbier"

142


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0142