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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 155
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Brentano bilden zu können. Umgekehrt dürfte „die Bedeutung, welche
Goegg sich früher schon als Leiter des Mannheimer Vorortes der Volksvereine
und in Offenburg als Antragsteller der sechzehn Forderungen gegeben
hatte, (...) Brentano (gezwungen zu haben), einen Mann zum Minister zu
machen, der seiner Politik nicht unbedingt ergeben war56.

Ende Mai war von der Proklamation einer Republik keine Rede mehr.
Goegg selbst hatte sich nicht getraut, in diesem Punkt allein gegen die
Mehrheitsbeschlüsse der Demokraten, gestützt nur auf die revolutionäre
Stimmung in Offenburg, vorzugehen. Brentano, der die Mehrheit des Ausschusses
hinter sich wußte, bemühte sich vor allem um Aufrechterhaltung
von Recht und Ordnung und die Wiederherstellung der alten Zustände; revolutionäre
Neuerungen waren ihm fremd57. Zwar wurden einige Forderungen
des „Offenburger Programms" per Dekret verkündet, aber sozialpolitische
Änderungen, wie Goegg sie vehement gefordert hatte, wurden
nicht geplant. Die bestehende Verwaltung wurde übernommen, alle Beamten
behielten ihre Posten, wurden jedoch genauso wie die Militärs vereidigt58
. Die konkrete Arbeit der provisorischen Regierung gestaltete sich
schwierig. Justizminister Peter begnügte sich mit administrativen Maßnahmen
, ohne der Revolution neue Impulse zu geben. Kriegsminister Eichfeld
erwies sich als unfähig und wurde von Mayrhofer abgelöst, der jedoch die
Versorgung der so wichtigen Festung Rastatt vernachlässigte, was zu Unmut
und Verwirrung bei den Soldaten führte59. Goeggs Bemühungen, die
Revolution in die Nachbarländer zu tragen60, stießen bei Brentano auf Ablehnung
. Erst auf Druck der radikalen Minderheit des Exekutivkomitees
unter Führung Goeggs wurde Kontakt mit anderen Ländern gesucht. Größtenteils
jedoch scheiterten diese grenzübergreifenden Kontaktaufnahmen.
Lediglich mit der sich auch im Aufstand befindenden Pfalz gelang es vor
allem aufgrund der Initiative Goeggs, am 17. Mai einen Vertrag zur gegenseitigen
Unterstützung abzuschließen, ohne daß es zur Realisierung der getroffenen
Vereinbarungen kam. Den Gemäßigten um Brentano war es gelungen
, Goeggs Einfluß zurückzudrängen. Am deutlichsten wird die isolierte
Stellung Goeggs in der provisorischen Landesregierung, als Brentano
begann, Kontakt mit dem nach Frankfurt geflohenen Großherzog aufzunehmen
und signalisierte, daß die Revolutionsregierung eine friedliche Lösung
durch Vermittlung der Zentralgewalt, nicht aber durch preußische
Truppen anstrebe61; von dieser Verhandlung war Goegg weder informiert,
noch nahm er daran teil.

Goegg selbst schrieb später verbittert über Brentano: Er war kein Republikaner
voll Uberzeugung; er war nur der gewandte Vertheidiger von allbekannten
, allbeliebten Republikanern, wodurch er eine Popularität erwarb,
welche ihn nach dem Ausbruch der von ihm nicht gewünschten und nicht
vorbereiteten Revolution an einen Platz, stellte, für den er keine Sympathie,

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