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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 157
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Als im Juni 1849 sich nach langem Zögern Großherzog Leopold von Baden
entschloß, Preußen um militärische Hilfe gegen die badische Revolutionsarmee
zu bitten, versuchte diese unter der Leitung Leutnants Franz Si-
gel, der auf Betreiben Goeggs seit 25. Mai den Oberbefehl innehatte, mit
einem Offensivplan dieser Bedrohung zu entgegnen und gegen Frankfurt
vorzurücken; Sigels Plan scheiterte, und er verlor ein Gefecht gegen die
Übermacht der Reichstruppen. Brentano, der von vorneherein jegliche Offensive
abgelehnt hatte, enthob Sigel nun von seinem Posten, mußte ihn allerdings
unter dem Druck Goeggs kurze Zeit später wieder einsetzen72.

Die Auseinandersetzungen zwischen Goegg und Brentano verschärften
sich nach der Wahl zur „konstituierenden Landesversammlung" am 3. Juni
1849, bei der Gustav Struve als zu radikaler Terrorist1^ übergangen worden
war. Struve versuchte daraufhin, radikale Demokraten aus ganz Deutschland
in einem „Klub des entschiedenen Fortschritts" neu zu organisieren,
um eine Opposition zu bilden. Obwohl Goegg der Regierung angehörte,
wurde er in die Pläne eingeweiht und um Rat gefragt; er billigte diesen
längst gewünschten Schritt1*. Als am 6. Juni sich in Karlsruhe der Klub unter
dem Vorsitz Struves konstituierte, war Goegg als einziges Mitglied der
Regierung anwesend. In der anschließenden Debatte kam der Antrag auf,
die Regierung mit Waffengewalt zu einem Kurswechsel in ihrer Politik zu
bestimmen. Goegg ergriff daraufhin das Wort, begrüßte zunächst den Versuch
, die provisorische Regierung voranzutreiben und zu belehren, appellierte
jedoch, den Männern, welche ihr ganzes Leben und Glück bisher der
Freiheit und der Revolution geopfert, und wenn auch nicht die beste Einsicht
, so doch den besten Willen hätten, nicht mit Bajonetten wie Feinden
entgegenzutreten1^. Der Antrag wurde abgelehnt, die Beschlüsse des Klubs
jedoch der Regierung vorgetragen, die sie - Brentano fühlte sich persönlich
angegriffen - erst nach Widerstreben und Fürsprache Goeggs positiv
beurteilte. Im Widerspruch zu dieser Haltung ließ jedoch Brentano die Vermittler
verhaften und Struve als Geisel festnehmen. Als Goegg, der von der
ganzen Sache nichts wußte, im Rathaus eintraf und die Verhafteten sah,
rechtfertigte Brentano sein Vorgehen damit, daß Struve einen gewaltsamen
Sturz der Regierung geplant hätte. Goegg selbst sah später die Ursache für
die Verhaftung im undiplomatischen Auftreten Struves, das den Anschein
einer Verschwörung hervorgerufen habe76; dem Vorwurf der Verschwörung
widersprach Struve, der Goegg vorhielt, er selbst habe vorgeschlagen, die
Versammlung nicht durch öffentlichen Anschlag, sondern durch Privatmitteilungen
zusammenzurufen77. Wie auch immer: Angesichts der aufgeheizten
und feindlichen Stimmung drohte der Konflikt unter den Demokraten
in einer blutigen Auseinandersetzung zwischen Struves Anhängern und
der auf Seiten Brentanos stehenden badischen Revolutionsarmee zu eskalieren
. Nur aufgrund der Vermittlung Goeggs, der gegenüber Brentano for-

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