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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 173
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Die Stadt Achern in den Revolutionsjahren 1848/49

Hans-Martin Pillin

Die Gemeinde Achern, die seit dem Jahre 1808 mit dem Stadtrecht bedacht
ist, hatte eine mittelständische Bevölkerung, die leicht für liberale
und nationale Ideen zu gewinnen war. Dies hing ursächlich nicht nur von
der Tatsache ab, daß dort das Kleinbürgertum relativ stark vertreten war,
sondern war auch dadurch bedingt, daß die Stadt in nächster Nähe zu
Frankreich liegt, von wo aus ein wichtiger Beitrag zur Verbreitung demokratischen
Gedankengutes in Deutschland geleistet wurde. So ist es durchaus
verständlich, wenn z.B. auf der Acherner Volksversammlung vom
2. April 1848 Leute vorgestellt wurden, die sich in Straßburg als deutsche
Legion zur Durchsetzung der Republik in Baden formiert hatten.1 In diesen
Zusammenhang paßt auch der Tatbestand, daß die Acherner Familie Peter,
die im Verlauf der Revolution eine bedeutende Rolle spielen sollte, intensive
geschäftliche Beziehungen mit Frankreich unterhielt.2

Indirekte Auswirkungen auf das Verhalten der Bürgerschaft Acherns in
den Revolutionsjahren 1848/49 hatte auch die große Wirtschaftskrise, die
den Revolutionsjahren vorausging. Dem Handwerk war es in Achern seit
den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts nicht sonderlich gut gegangen,
die Notjahre 1845 - 1847 mit den Mißernten und der sogenannten Kartoffelfäule
brachten weitere Nöte; die Handwerksbetriebe waren übersetzt,
der Konkurrenzdruck war übergroß; eine Steigerung der Beschäftigungszahlen
kam nur bei den wenigen Hilfsbetrieben für die Industrie und die
Eisenbahn sowie bei Reparaturbetrieben vor. So verwundert es nicht, daß
der Acherner Gemeinderat in seinem Schreiben vom 18. Oktober 1848 an
die Zweite Badische Kammer bezüglich der Acherner Geschäftsleute
schrieb: Die Gewerbe und der Handel stocken, wo soll das hinaus? Dieses
ist gerade der beste Weg, wie man Unzufriedene macht?

Daß die Revolution besonders ausgeprägt in Achern Fuß fassen konnte,
hing nicht zuletzt damit zusammen, daß die Bevölkerung dieser Gemeinde
unmittelbaren, mitunter negativen Kontakt mit Vertretern der alten Ordnung
hatte, denn Achern war seit 1808 großherzoglich-badische Amtsstadt
mit herrschaftlichen Beamten, die der selbständigen Verwaltung dieser
Stadt immer wieder einen Riegel vorschoben und starke Überwachungsfunktionen
ausübten.

Bereits im Jahre 1847 gab es Anzeichen für ein baldiges Ausbrechen einer
Revolution. Als Beleg hierfür sei genannt die Versammlung der entschie-

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