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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 180
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0180
Sammlung gewählt.30 Beide zählten zu den sogenannten demokratischen
Linken, die ein radikales Fortschreiten auf revolutionärem Weg bis hin zur
deutschen Einheitsrepublik propagierten.

Im Herbst 1848 stand die Stadt Achern erneut im Blickfeld der Befürworter
und Gegner der Revolution. Unter großen Sicherheitsvorkehrungen hatten
sich nämlich am 10. September prominente Politiker zu einer erneuten
Volksversammlung in Achern eingefunden. Unter ihnen befanden sich
Brentano aus Bruchsal, Mordes aus Mannheim, Meißner aus Wien, Künzer
aus Konstanz, Rößler aus Preußen und der Acherner Abgeordnete Franz
Richter. Die Zahl der Personen, die nach Achern gekommen waren, war relativ
groß. Der Brigadier des Bezirksamts Achern schätzte die Teilnehmer
auf etwa 3000.31 Ab 12 Uhr erschienen nacheinander die Politiker der Revolution
auf dem Balkon des Gasthauses „Zum Engel" und hielten glühende
Reden vor den etwa 3000 Versammlungsteilnehmern. Sie fanden bei
den Zuhörern derart Anklang, daß das zweite Bataillon des vierten Infanterieregiments
, das um 15 Uhr in Achern einrückte, mit einem vielstimmigen
Hecker hoch empfangen wurde.

Eine der Forderungen, die die Redner in Achern verbreiteten, war die Auflösung
der beiden badischen Kammern und die Einsetzung einer verfassungsgebenden
Versammlung. Ferner wurde in jeder Rede der Ruf nach
der Republik laut. Meißner forderte das Volk auf, es möge solange durch
Sturmpetitionen und mit bewaffneter Gewalt seine Rechte verlangen, bis
diese endgültig garantiert würden. Mordes aus Mannheim forderte das
Volk dazu auf, eine Bürgerwehr zu bilden, die notfalls auch nur mit
Stöcken ausgerüstet sein könnte.32 Über die Rede des Acherner Advokaten
Richter auf dieser denkwürdigen Volksversammlung berichtete ein Zeitzeuge
folgendes:33 Richten sonst eher schweigsam, klagt über die Reaktion
von Seiten der Regierung, die keine der versprochenen Freiheiten zugehe.
Er nennt Hecker seinen Freund, ja unser aller Freund, was mit Jubel aufgenommen
wird. Er schildert die Feinde der Freiheit: Fürsten, Adel, Pfaffen
, Bureaukraten und Soldaten. Was soll man ihnen tun? Wenn wir nur die
34 Gottseibeiunse (= die 34 Fürsten von „Gottes Gnaden" des Deutschen
Bundes) nicht mehr hätten.

Wie radikal die in Achern vertretenen Ideen waren, möge durch den Hinweis
untermauert werden, daß man die gemäßigten Liberalen, wie Mathy,
Bassermann und Welcker, als Volksverräter bezeichnete, die - da sie das
Sagen in der badischen Regierung hätten - gestürzt werden müßten.34 Zum
Abschluß der Versammlung, die nicht mehr vom gemäßigten Liberalismus,
sondern von den radikalen Republikanern getragen wurde, forderte Brentano
die Anwesenden dazu auf, eine Abordnung zu Hecker nach Straßburg

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