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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 195
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In Appenweier eine verordnete Revolution?

Karl Maier

Der Ortenauer Bote druckte am 26. März 1850 einen Bericht des in Stuttgart
erscheinenden Deutschen Volksblattes ab, in dem es heißt: Mitten unter
den radicalen Städtchen Renchen, Oberkirch, dem weltberühmten Demagogensitz
Offenburg und nahe dem berüchtigt gewordenen Appenweier,
der Wiege eines gewissen Exministers (Werner) liegt der große Ort Urloffen
mit seiner schönen neuen Kirche, ganz geeignet, eine große Menge Derer
aufzunehmen, welche trotz aller Wühlereien ihr katholisches Bewußtsein
nicht verloren hatten1. Der Autor schränkt zwar den Grund für seine
Kritik an Appenweier auf die Person des Kriegsministers und Diktators der
Revolutionsregierung ein, erweckt mit seinem Zitat jedoch den Eindruck,
daß der Ort in seiner Bedeutung für die Entwicklung der badischen Revolution
der Reihe so bekannter Namen gleichzustellen sei, und tatsächlich
läßt die Lage des Dorfes an der Landstraße und dem Knotenpunkt der Eisenbahnstrecke
aus (Straßburg)-Kehl und der Rheintalbahn einen breiten
Informationsfluß mit entsprechender Wirkung erwarten. Gegen diese Annahme
müssen wir den überlieferten Vorwurf eines Auswärtigen setzen,
Appenweier sei politisch ein Schlafkappennest gewesen, denn keiner aus
der Gemeinde habe an der Offenburger Versammlung 1848 teilgenommen2
. Wenn wir im folgenden untersuchen, wo zwischen diesen beiden
Ortsbestimmungen die hiesigen Demokraten ihren Aktionsbereich fanden
, müssen wir beachten, daß alle Quellen, auf die wir uns berufen, erst
nach dem Ende des badischen Experimentes verfaßt wurden und daß es
sich im wesentlichen um Akten der Anklage und der Verteidigung handelt,
deren Intentionen es jeweils zu berücksichtigen gilt.

Verfassungsfest und Franzosenlärm

Beginnen wir mit den Verfassungsfeiern 1843, mit denen die fortschrittlich
denkenden Bürger - gegen den Willen der vorgesetzten Behörden - jener
Menschen- und Bürgerrechte gedachten, die Großherzog Karl 1818 feierlich
beschworen hatte, die aber von seinen Nachfolgern wieder beschränkt
worden waren. Es gab in Appenweier zwar keine Feierstunde und keine
Reden, aber der Tag wurde mit den üblichen Zeichen der hohen Festtage
markiert, mit Böllerschüssen und einem Geschenk an die Schulkinder, sie
erhielten vom Bürgermeister weißes Brot3. Ermahnungen des Oberamtes,
alles Gedenken sein zu lassen, waren entweder nicht bis zum Rathaus gedrungen
, oder man hatte sie dort ignoriert.

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