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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 197
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0197
Die Lage im Dorf vor dem Aufstand

1848 hatten sich in Appenweier wie überall in der Ortenau drei politische
Gruppen gebildet, Konservative, Konstitutionelle und Republikaner12. Vom
Gasthaus „Sonne" aus soll der Wirt Wilhelm Werner, ein Bruder des
Rechtsanwaltes, einem Zeugnis Pfarrer Ludwigs zufolge, die öffentliche
Meinung und insbesondere die jungen Mitglieder des Musikvereines im
Sinne der Revolution beeinflußt haben13.

Den Versuch Heckers, mit Gewalt eine badische Republik zu errichten, hat
niemand aus Appenweier aktiv unterstützt, auch als Rechtsanwalt Max
Werner in Achern eine Hilfstruppe für Hecker zusammenstellte, konnte er
keinen seiner Verwandten in Appenweier dafür begeistern14. Ja, Bruder
Wilhelm berichtete im nachhinein, er habe mit Max über die Bewertung
des Volkshelden gestritten: Ich behauptete gegen ihn (Max), daß Hecker
nichts ausgewirkt hätte, als das Land und die Bürger ins Unglück zu stürzen
, und daß er Besseres in der Nationalversammlung leisten könnte. Ich
sagte, daß immer die Mehrheit entscheiden müßte, und so lange sie nicht
die Mehrheit für sich hätten, müßten sie von ihrer republikanischen Gesinnung
abstehen. Eine Partei, die nicht die Mehrheit für sich habe, mit Gewalt
durchzusetzen, sei Landesverrat^.

Die Zurückhaltung der Bürger mag wenigstens teilweise mit der Einquartierung
begründet werden. Mindestens vom 6. April - eine Woche vor Beginn
des Heckerzuges - bis zum 18. April - einen Tag, bevor General Pfaff
gegen den Aufstand in Appenweier Stellung bezog und auf Offenburg
vorrückte, lagen badische Truppen im Dorf16. Erst im Frühjahr 1849, drei
oder vier Wochen vor der alles entscheidenden Volksversammlung in Offenburg
, wurde in Appenweier ein Volksverein gegründet17. Auch das ist
eine der Merkwürdigkeiten in unserem Ort, hatte man doch in Offenburg
ein Jahr zuvor eine neue Organisation der Vaterländischen Vereine erreicht
und ihr unüberhörbar klare Ziele gesetzt, und hatte doch Aman Goegg vom
nahen Renchen aus während der letzten fünf, sechs Monate den Volksverein
zu einer festen Basis für revolutionäre Aktionen ausgebaut. Eigentlich
sei der Volksverein in Appenweier gar kein Volksverein gewesen, wird
später die Verteidigung der Angeklagten nicht müde zu versichern, sondern
ein Bürgerverein ohne politische Tendenz. Er habe sich um örtliche Probleme
gekümmert, wie Anbau und Verkauf von Wein, Obst, Getreide. Diese
habe man in aller Öffentlichkeit in den vier Wirtshäusern diskutiert18.

Über die Zahl der Mitglieder gab es unterschiedliche Meinungen: Die offizielle
Liste der Behörde nennt 6'9, in einzelnen Anklageschriften wurde
zehn Einwohnern die Zugehörigkeit vorgeworfen20, und wohl um die poli-

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