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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 200
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Durcheinander, von allen Seiten drängten sich die Menschen, die unentgeltlich
fahren wollten, so daß der Sicherheitsausschuß ordnend eingreifen
mußte30.

Aber auch im Dorf und seiner Umgebung häuften sich die Schwierigkeiten
: Desertierte badische Soldaten, einzeln und in Trupps, echte und vorgebliche
Wehrmänner, die ihre Einheiten suchten oder nach Hause wollten,
brachten Unruhe. Ein Schreiben des Zivilkommissärs Volk warnte: In den
Dörfern sollen sie nicht nur Armatur (Waffen) und Montur, sondern selbst
Pferde zum Kauf anbieten. Ebenso sollen sie sich eigenmächtig einquartieren
. . . Nicht minder sollen sich mehrere Individuen mit Blousen Gewaltanwendungen
erlaubt und so die freie Sicherheit der Bürger gefährdet ha-
ben3,1. Auch hier schaffte der Sicherheitsausschuß Ordnung, weshalb Vorstand
Wilhelm Werner nach der Revolution bestraft wurde, denn er habe
sich bei diesen Tätigkeiten staatliche Kompetenzen angemaßt; die Verteidigung
aber lobte, daß die Bürger durch den Sicherheitsausschuß vor früher
erlittenen Unbilden zum Beispiel Wegnahme von Waaren ohne Zahlung,
Fensterscheibeneinwerfen geschützt wurden32. Damit erwies sich der Sicherheitsausschuß
in erster Linie als eine Institution, welche überkommene
Besitzstände wahrte, und weniger als eine Behörde, die revolutionäre Errungenschaften
verteidigte, was wohl die ursprüngliche Intention seiner
Schöpfer ausgemacht hatte.

Die Volkswehr fiel in den Bereich der Gemeindeverwaltung, auch, weil
dafür immer wieder Darlehen nach der noch geltenden alten Gemeindeordnung
aufgenommen werden mußten33. Nachdem das 1. Aufgebot Mitte
Mai nach wenigen Tagen Einsatz, über den nichts bekannt ist, wieder
zurückgekehrt war, ging man daran, die jungen Männer besser auf den
Krieg vorzubereiten. Blauer Barchet wurde zu Uniformblusen verarbeitet,
Gürtel mit Patronentaschen, Bayonettscheiden und -träger, dazu ein Signalhorn
besorgte man sich in Straßburg34. Vierundzwanzig Tage lang exerzierte
ein Feldwebel mit dem 1. Aufgebot, wozu man auf der Oberalm einen
Kugelfang errichtete35.

Am 15. Juni trat der Ernstfall ein. Ein Schreiben des Zivilkommissärs Karl
Schaible ordnete an, daß sich das 1. Aufgebot sofort nach Offenburg zu begeben
habe, von wo aus es mit dem 1. Aufgebot des ganzen hiesigen Bezirks
unter dem Befehl des Bürgers Engler, Oberlieutnant im Generalstab
ins Feld abrücken sollte. Die Instruktion räumte von vornherein erhebliche
Mängel in der Bewaffung ein: Die Wehrmänner sollten ihre Gewehre mitbringen
und, wo keine vorhanden seien, gute Äxte oder Beile, Schaufeln,
Stechschaufeln, Reithauen, Hauen und Pickel, eine, auch wenn man einen
möglichen Pioniereinsatz einberechnet, zweifellos unzureichende Ausrü-

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