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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 207
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wieder normal unterrichten. Sicher hatte Bell bei seinen vielen Ämtern einen
großen Bekanntenkreis, wirksame Werbung für die neuen Ideen läßt
sich nicht erschließen. Als Ratschreiber wurde er entlassen.

Den größten politischen Einfluß, so kann man annehmen, übten die Angehörigen
der Familie Werner in Appenweier aus. In den Untersuchungsakten
bestimmt ihr Handeln auch das Bild des revolutionären Geschehens
im Dorf.

Der Stammvater der hiesigen Sippe, Franz Joseph Werner, kam aus Durbach
und heiratete 1770 die Witwe des Adlerwirtes Gönner. Da dieses
Gasthaus auch zugleich als Poststation an der Landstraße Offenburg-
Achern diente und Franz Joseph umfangreiche Rebgüter in Durbach besaß,
brachte er ein beträchtliches Vermögen zusammen. Auch sein Sohn Ignaz
Joseph vergrub die Pfunde nicht und konnte wiederum seinen Kindern einen
stolzen Grundstock weitergeben. Sein ältester Sohn erhielt die Poststation
und gewann die Tochter des Kronenwirts Knapp zur Frau, was ihn
zum reichsten Mann in Appenweier machte. Sein Schwiegervater - er hielt
trotz der vererbten Mitgift noch den zweiten Rang im Katasterverzeichnis
- verdiente sein Geld als Weinhändler und vertrat, wie wir schon gesehen
haben, den 20. Ämterwahlbezirk Offenburg in der Zweiten Kammer seit
der Unterzeichnung der Badischen Verfassung. Den Zweitältesten Sohn
Maximilian ließ Ignaz Werner studieren; er arbeitete als Advokat in Oberkirch
und errang als Mitglied der Revolutionsregierung besondere
Berühmtheit. Auch darüber wurde schon berichtet. Der nächste Sohn Wilhelm
vermählte sich mit der Witwe des Sonnenwirts Schumacher und
übernahm das Gasthaus. Für Joseph, den vierten, erwarb Vater Ignaz eines
der drei Handelsgeschäfte in einem der größten und schönsten Häuser im
Dorf. Es steht heute noch neben dem „Adler". Sein eigenes Gasthaus vererbte
er seinem gleichnamigen jüngsten Sohn, während er selbst sich ganz
dem Weinhandel widmete.

Den Ruf, die Werners seien begeisterte Revolutionäre, begründete und
nährte in erster Linie Maximilian; er vertrat die neuen Ideen ehrlicher,
rühriger und risikobereiter als seine Brüder.

Zu den wohlhabenden Bürgern gehörten ebenso Lindenwirt Sieb und
Kaufmann Fäßler, der auch eine Spedition betrieb. Fäßler nahm im Dorf
eine Sonderstellung ein, die ihm allerdings wirtschaftlich nicht schadete: er
war wohl der einzige evangelische Christ in der Gemeinde und fühlte sich,
obwohl katholisch verheiratet, besonders vom Ortspfarrer ungerecht beurteilt77
. In Verdacht geriet er auch wegen seiner Remise und Keller, in denen
man fälschlicherweise Waffen für die Freischärler vermutete78.

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