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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 213
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Die Revolution im Spiegelbild Auenheimer
Gemeindeakten

Walter Fuchs

Die Rolle der ländlichen Bevölkerung in der Revolution 1848/49, die in erster
Linie als städtisches Ereignis dargestellt wird, ist nur unzureichend bekannt
. Deshalb lohnte es sich in den Gemeindeakten des ehemaligen Hanauer
Fischerdorfes Auenheim nach Spuren dieser ereignisreichen Zeit zu
suchen. Auch wenn sich unter den damaligen Dorfbewohnern keine
führende Person hervortat oder außergewöhnliche Geschehnisse hervorzuheben
wären, spiegeln die Gemeindeakten zuverlässig die politischen und
wirtschaftlichen Notzeiten der Revolutionstage wider. Nicht nur, daß der
Gemeinde durch die Ereignisse eine schwere Schuldenlast aufgebürdet
wurde, sondern vor allem weil dabei zwei Bürgerssöhne ihr junges Leben
lassen mußten.

Die politische Vorgeschichte der Revolution und die wirtschaftliche Notzeit
dieser Tage wird derzeit in vielen Publikationen behandelt, so daß sie
an dieser Stelle entbehrlich ist. Durch die Mißjahre bei der Erzeugung der
landwirtschaftlichen Grundnahrungsmittel lebte man am Rande einer Hungersnot
. Die Einrichtung einer Volksküche wie auch eine Auswanderungswelle
, bei der die Ärmsten aus der Gemeindekasse unterstützt wurden, bestätigen
die Akten unseres Dorfes. Die Notsituation in Auenheim wurde
zudem durch „Mißernten" der Berufsfischer verstärkt, deren Fangergebnisse
durch die fortschreitenden Flußregulierungen von Rhein und Kinzig stetig
zurückgingen.

Auenheim hatte im Jahr 1848 943 (derzeit 2380) Einwohner. Nach einer
Steuerliste aus dem Jahr 1853 gab es im Dorf 60 Berufsfischer, 6 Goldwäscher
und 22 Leinenweber, deren Erwerb zunehmend unrentabler wurde.

Schreckensmeldungen erreichen das Dorf

Am 26. März 1848 übermittelt das Großh. Bezirksamt Kork an den Gemeinderat
Auenheim eine Abschrift des Ministeriums des Innern Karlsruhe
über: Das Eindringen der Arbeiter aus dem Elsaß betr. (:) In der Nacht
vom 22 ten auf 23 ten d.M. wurden die Bewohner des Breisgaues durch die
Nachrichten von dem Eindringen großer Haufen Arbeitern aus dem Elsaß
sehr geängstigt und haben dringend um militärische Unterstützung gebeten
. Gleiche Beängstigungen trefen in der Nacht vom 23 ten auf 24 ten

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