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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 252
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Einwohnern seines Bezirksamtes verfolgt, und noch dort, wo er unter einem
falschen Namen eine Wohnung genommen habe, mußten Schreier zur
Ruhe gebracht werden.46

IV. Ein Revolutionär von außen - das Bezirksamt als Ziel nach der
Flucht Häfelins

Am nächsten Tage gingen die Unruhen weiter. Deutlich erkennbar kamen
Anstöße von außen in die Amtsstadt. Ein ehemaliger Bürgermeister, einer
der durch das Bezirksamt kontrollierten Ortsvorstände, trieb die Ereignisse
weiter: der Altbürgermeister Weber aus dem von Bühl nur drei Kilometer
entfernten Ottersweier.

Der in Herbolzheim geborene Joseph Weber, ein Wundarzt und Chirurg,
hatte am 11. 12. 1828 das Gasthaus „Hirschen" in Ottersweier gekauft.47
Im folgenden Jahr heiratete er Maria Anna Meyer, die Tochter eines Wirtes
in Beuren bei Baden-Baden 48 Nach dem Tod seiner ersten Frau verheiratete
sich Weber erneut. 1835 und 1841 wurde er zum Bürgermeister gewählt.

In dieser Stellung kam er in Konflikt mit dem Bezirksamt Bühl und seinem
Vorstand Häfelin. Seit 1842 sollte in Ottersweier eine neue Remise für die
Feuerspritze gebaut werden. Als sich die Genehmigung des Neubaus durch
das Bezirksamt verzögerte, beklagte sich Weber: Die Entscheidung werde
ohne alles Recht hinausgeschoben - es sei unglaublich, wie eine vorgesetzte
Staatsbehörde eine Gemeinde oder einen Gemeinderath auf diese Weise
bevormunden kann. Häfelin erteilte ihm dafür einen Verweis, drohte fünf
Gulden Strafe an und verlangte die dem Bezirksamt schuldige Achtung. Im
März 1847 beschwerte sich der Gemeinderat über das Bezirksamt bei der
Regierung des Mittelrheinkreises - nach seiner Auffassung versuchte Häfelin
, diese Beschwerde zu unterdrücken.49 Am Ende des Jahres lief die
Amtszeit Joseph Webers ab; danach trat er nur noch als „Altbürgermeister"
auf.

Schon 1835 war Weber nicht mehr im Besitz des „Hirschen".50 Ankäufe
von Äckern und Wiesen deuten darauf hin, daß er sich als Bauer eine Existenz
sichern wollte. Das Vorhaben, 1838 das bei Ottersweier gelegene
„Hubbad" zusammen mit einem Bürgermeister aus einer Nachbargemeinde
zu übernehmen,51 scheiterte offensichtlich: Dieses kleine Kurbad ersteigerte
im gleichen Jahr der Bühler Fabrikant Herrmann Massenbach für 22 000
Gulden,52 eine Summe, die wohl für Weber und seinen Kollegen unauf-
bringbar war. Im Jahr 1848 wurde Webers prekäre wirtschaftliche Situation
deutlich. Am Anfang dieses Jahres war er als Rechner gegenüber der

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