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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 257
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folgenden Jahren noch viermal verurteilt: wegen Mißhandlung, wegen einer
Schlägerei, wegen Exzessen und unsittlichem Benehmen und wegen
Körperverletzung.87

Wilhelm Schlegelmilch, ein Zimmermann, wurde 1845 und 1846 dreimal
wegen Diebstahls verurteilt.88 1846 mußte sein Vater für ihn Schulden in
Höhe von 166 Gulden 11 Kreuzer bezahlen; selbst sein Handwerkszeug für
drei Gulden war versetzt.89 1855 folgte nochmals eine Strafe wegen eines
Diebstahls von Dielen im Wert von fünf Gulden.90 Dazwischen lag der
Diebstahl bei Alexander Wertheimer, wobei aufgrund der Vorstrafen Schlegelmilch
mit zwei Jahren Zuchthaus bestraft wurde.91

Bei drei von acht Teilnehmern an den Ausschreitungen gegen jüdische
Einwohner lassen sich Verschuldung, Neigung zur Gewalt bzw. zum Diebstahl
auch ohne die Verwicklung in die Vorgänge in der Nacht zum 31.
März 1848 feststellen.

Der Bürgernutzen jüdischer Einwohner - entzogen durch die Gemeindeversammlung
Ins Zwielicht gerieten aber auch die übrigen Einwohner der Stadt mit
ihrem Verhalten am 31. März 1848. An diesem Tage wurde auf 11 Uhr eine
Versammlung der ganzen Gemeinde festgesetzt, weil erneute Angriffe
gegen jüdische Einwohner drohten.

Wie später der Gemeinderat äußerte, sei aus der Bürgerschaft im Rathaus
vorgeschlagen worden, die jüdischen Inhaber von Allmendgütern sollten
auf diese freiwillig verzichten.

Ein weiterer Teil der vorgeschlagenen Vereinbarung: Diejenigen jüdischen
Einwohner, denen man wucherisches Verhalten vorwarf, sollten die Stadt
verlassen. Die Gegenleistung der christlichen Bürger dafür und für den
Verzicht auf den Bürgernutzen sollte Sicherheit bringen: keine Angriffe auf
die Person oder den Besitz von Bürgern würde mehr aufkommen können.

Auf zwei Uhr nachmittags wurden die erreichbaren jüdischen Einwohner
einbestellt. Sie erklärten sich bereit, auf die Vorschläge einzugehen angesichts
, wie sie ausdrücklich erklärten, der Exzesse, wie sie in der jüngsten
Zeit und namentlich gestern Nacht vorkamen. Bürgermeister Berger versprach
ihnen darauf, wie abgemacht, den Schutz der Gemeinde.92 Irgendein
Zwang sei, so später die Gemeindevertretung, von niemand ausgeübt
worden. Alles geschah nur aus Angst der jüdischen Einwohner selbst, wel-

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