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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 264
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weigerten sich wiederholt, als Wahlmänner tätig zu werden, und wurden
deshalb später durch die Regierung von dieser Aufgabe entbunden.127 Die
von der Regierung angestrebte Wahl eines neuen Abgeordneten war so gescheitert
. Der amtliche Bericht über diesen Vorgang hebt hervor, daß einige
Wahlmänner ausdrücklich erklärten, sie würden nicht wählen128 - den demonstrativen
Charakter ihres Verhaltens also betonten. Wiederholt wurde
aus Bühl der Standpunkt der Mehrheit unter den Wahlmännern vertreten:
Aus Bühl würde kein ehrenwerther Mann in die Karlsruher Rumpf- und
Sumpfkammer kommen.129 Die Ersatzwahlen zur jetzigen Kammergesellschaft
seien ein frevelhaftes Spiel der Regierung.130

Im Mai 1849 wurde sichtbar, wie die Bewegung der Volksvereine und gerade
die Offenburger Volksversammlung in Bühl ihre Auswirkung zeigten.
Am 10. Mai - wieder berichtete Reichlin-Meldegg nach Karlsruhe - wurden
zunächst an vielen Häusern in Bühl Anschläge entdeckt. Auf ihnen
wurde zur Hilfe für die Aufstände in Sachsen und der Pfalz aufgefordert.
Viele erklärten sich darauf in Versammlungen bereit, an einem Freischarenzug
teilzunehmen. Aus den Ämtern Achern und Bühl sollten 200 Bewaffnete
in die Pfalz ziehen und zuvor noch an der Versammlung in Offenburg
teilnehmen. Und Reichlin-Meldegg mußte an das Innenministerium
melden: eine Menge rothe Mützen, nach der Form, wie solche die Jakobiner
trugen, und mehrere rothe Fahnen wurden angeschafft, um wahrscheinlich
nach Offenburg mitgenommen zu werden.

Am folgenden Tage, am 11. Mai, wählten die Angehörigen der Bürgerwehr
eine neue Führung, nämlich zum Hauptmann des 1. Fähnleins den Kaufmann
August Berger, zu dem des 2. Fähnleins den Lindenwirt Joseph Konrad
.132 Am 14. Mai bestätigten zahlreiche Mitglieder der Bürgerwehr in
Bühl, daß sie Gewehre erhalten hatten.133 Die Bürgerwehr selbst war seit
dem 22. März durch die 16 Mitglieder des vor allem von Handwerksgesellen
gebildeten Arbeitervereins, sämtliche bewaffnet, verstärkt.134

Wie Reichlin-Meldegg angenommen hatte, zogen auch viele Bühler nach
Offenburg. Hier, so schrieb der Schriftsteller Viktor von Scheffel, kamen
mit Musik und Sang Turner von Bühl und Achern.135 Für den Bühler Volksverein
war in Offenburg der Vorstand des Volksvereins anwesend, der
Rechtsanwalt Max Stößer, der allerdings nach der Revolution zu seiner
Verteidigung erklärte, dort gegen die Einführung der Republik gestimmt zu
haben.136

Möglicherweise erschien in dieser Zeit der sich verschärfenden Situation
im Mai und Juni 1849 auch der „Bühler Nachtwächter", ein täglich oder
wöchentlich vorbereitetes Blatt, über das allerdings keine weiteren Infor-

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