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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 299
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den von hier aus marschierenden Freischaren eine rothe Fahne verehrt und
mit einer fanatischen Rede übergeben.

In diesem Punkt stieß der Preuße aber auf Unverständnis bei dem badischen
Regierungsbeamten, der mit dieser Meinung über Frau Stehlin allerdings
in krassem Gegenteil zu dem später gefällten Urteil gegen die Republikanerin
steht.

Sie war auch sonst für die Förderung der Revolution durch wörtliche Aufmunterung
usw. thätig. Ich selbst habe bei meiner letzten Anwesenheit bemerkt
, daß ich die Untersuchung gegen diese Frau nicht weiter fortsetzen
würde, zumal noch viele Männer ihrer direkten Theilnahme wegen an dem
Aufruhr zur Untersuchung zu ziehen seien. Auch jetzt noch bin ich der Meinung
, daß die bemerkten Thatsachen nicht von solcher Bedeutung sind, . . .
gegen eine Frau und Mutter von fünf unmündigen Kindern, welche durch
die Flucht ihres Mannes ohnehin schon in die größte Bedrängnis versetzt
ist, eine gerichtliche Untersuchung mit Erfolg einleiten zu können, daß diese
Frau jetzt noch aufrührerische Umtriebe mache ist eine Vermuthung,
welche auf keinerlei thatsächliche Beweise sich gründet. Ich habe der Gendarmerie
aufgetragen, hierüber sorgsam zu wachen. . . . Da noch mehrere
Flüchtlinge sich im Elsaß herumtreiben sollen, wie namentlich der Advocat
Stehlin, von dem man sogar erzählt, daß er vor wenigen Tagen einmal über
den Rhein gekommen sei, und seiner Frau in Oberhausen ein Rendez-Vous
gegeben habe.

Der Preuße meldet, daß das Vermögen von Stehlin zwar beschlagnahmt
worden war, von amtlicher Seite aber der beste Freund der Familie Stehlin,
der Apotheker Märklin, als Vermögensverwalter eingesetzt wurde! Dieser
rothe Republikaner und Mitglied des Vorstands des ehemaligen Volksvereins
wird gewiß dafür sorgen, daß der Staat soviel als Nichts erhält. Fast
seit drei Wochen soll Frau Stehlin fast ihre ganze fahrende Habe, trotzdem
daß diesselbe mit Beschlag belegt worden, theils verkauft, theils entfernt
haben, ohne daß man ihr ein Hinderniß in den Weg gelegt hat. Winter bestätigte
, daß Märklin ein intimer Freund und Gesinnungsgenosse von Stehlin
war. Die Beschlagnahme wurde am 15. Juli ins Grundbuch eingetragen;
Achaz Stehlin besaß keine Liegenschaften.

Schon seit einem Jahr sollen die Untersuchungen von dem Bezirksamte auf
solche Weise behandelt worden sein, und es ist daher auch nicht zu wundern
, wenn in diesem Amtsbezirk die Achtung vor dem Gesetz und vor den
. . . Behörden und Personen tiefer als nirgends sonst erschüttert ist. So ist
auch unter einem großen Theil der Bevölkerung des Amtsbezirks der Glaube
noch vorherrschend, daß die jetzige gesetzliche Ordnung nicht lange

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