Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 318
(PDF, 141 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0318
rungszeit der Revolutionäre entweder zahlenmäßig zu schwach oder unter
Druck der herrschenden Gewalten zu anpasserisch.

Erst recht muß letzteres für die Masse der Bevölkerung angenommen werden
: Man war im März 1848 über die „Märzerrungenschaften" begeistert,
sah im April 1848 erwartungsvoll Heckers Zug entgegen, versuchte nach
dessen Scheitern möglichst unauffällig zu sein, ließ sich im Mai 1849 wiederum
von der allgemeinen Entrüstung über das Scheitern der von dem
Paulskirchenparlament erarbeiteten Reichsverfassung anstecken, war aber,
als es wirklich ernst wurde, großenteils nicht freiwillig bereit, Gut und Blut
für diese Verfassung oder gar für die von den Radikalen geforderte Republik
wirklich einzusetzen. Nur ein Bruchteil der Bevölkerung stand unentwegt
bis zum Schluß zur Sache, zur Freiheit, wie sie die entschiedenen Revolutionäre
verstanden. Ob dabei nur politischer Opportunismus und At-
tendismus entscheidend waren, oder ob nicht auch unterschwellige Ängste
und Vorbehalte mitspielten, muß hier unentschieden bleiben. Zu denken
wäre einmal an Opposition gegen die von den Linken geforderte Trennung
von Staat und Kirche, auch an Ablehnung des Deutschkatholizismus, dem
sich gerade viele Demokraten zugewandt hatten, also an Kirchentreue einer
traditionell katholischen Bevölkerungsmehrheit - tatsächlich polemisierten
Volksfreunde auch im Offenburger Wochenblatt gegen eine Gengenbacher
Winkelkonferenz katholischer Geistlicher des Dekanats, nahmen also
eine Frontstellung gegen diese ein. Zu denken wäre aber auch an Ängste
der am ererbten Besitz hängenden Bürger vor roten Umverteilungsforderungen
.

Wenn man heute die Entschiedenen als Vorkämpfer und Vorbilder der heutigen
Demokratie feiert, so darf dies aber nicht über ein Grundproblem von
1848/49 hinwegtäuschen: daß dieser Revolutionsversuch nicht zuletzt daran
gescheitert ist, daß die Mehrheit des Volkes (noch) nicht bereit war, für
diese Demokratie im Ernstfall wirklich Gut und Blut einzusetzen, wie man
es in der momentanen Hochstimmung der Volksversammlungen von März
1848 und Mai 1849 leichthin versprochen hatte. Der Amtsbezirk Gengenbach
macht da im Grunde keine Ausnahme, auch wenn es auf den ersten
Blick scheint, daß anderswo in Baden ein größerer Teil der Bevölkerung
hinter den Zielen der entschiedenen Revolutionäre stand.

Anmerkung:

Auf Belege wird verzichtet. Sie sind zu finden in der ausführlichen Darstellung:

Franz. X. Vollmer, Wehrhaft für die Freiheit. Revolution und Volksbewaffnung im Jahre

1848/49 in Stadt und Amtsbezirk Gengenbach. 128 S. Gengenbach 1998.

318


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0318