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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 319
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„Die Revolution tobte in unserem kleinen Städtchen
wie ein alles mit sich reißender Strom"

Haslach i. K. in den Revolutionsjahren 1848 und 1849

Manfred Hildenbrand

Die Stadt Haslach i. K. war Zentrum der badischen Revolution 1848/49 im
mittleren Kinzigtal. Neun Zehntel der Haslacher Menschen, die Weiber
und Mädchen mitgerechnet, waren damals republikanisch verrückt, berichtet
der zeitgenössische Chronist der revolutionären Ereignisse in Haslach,
der Volksschriftsteller Heinrich Hansjakob (1837-1916), in seinen Jugenderinnerungen1
und faßt die turbulenten Monate in den beiden Revolutionsjahren
mit dem Satz zusammen: Die Revolution tobte in unserem kleinen
Städtchen wie ein alles mit sich reißender Strom2.

Hungersnot und Zehntablösung

Begonnen hatte das revolutionäre Denken in Haslach bereits 1847, als die
teuere, brotlose Zeit anbrach3. Zwei Mißernten 1845 und 1846 ließen 1847
die Getreidepreise um das Drei- und Vierfache ansteigen. Ein Laib Brot
kostete 1847 in Halsach wie fast überall im Kinzigtal 20 Kreuzer. Das war
der durchschnittliche Tageslohn eines Arbeiters4. Ein Steiger in den Bergwerken
des Kinzigtals verdiente pro Tag damals 24 Kreuzer, ein Flößer 30
Kreuzer, ein Waldarbeiter in Haslach 18 Kreuzer. Infolge einer Kartoffelkrankheit
verfaulte 1845 und 1846 fast die gesamte Kartoffelernte. Damit
entfiel das Grundnahrungsmittel gerade für die ärmeren Schichten der Bevölkerung
.

In dieser Agrarkrise vollzog sich auch die als Fortschritt gefeierte Ablösung
der Feudallasten. Viele Gemeinden konnten aber die Zinsen für das
Zehntablösungskapital nicht zahlen, an eine Tilgung war nicht zu denken.
Wucherzinsen zwischen 25 und 45 Prozent waren damals üblich5.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren fast alle Haslacher „Ackerbürger
". In den meisten Häusern Haslachs war ein Kuh- und Schweinestall
vorhanden. Im Sommer trieb man das Vieh auf die Weide. Das Heu für den
Winter gewann man auf eigenen Wiesen, mußte aber davon dem Fürsten
von Fürstenberg den zehnten Teil in Naturalien oder Geld abtreten.

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