http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0371
Bürgerausschuß den Antrag von Bürgermeister Enslin ab, worauf dieser
von seinem Amt zurücktritt.
Kein guter Start für die Vertreter der Revolution! Ob die angedrohte
preußische militärische Intervention in Baden Enslin (und evtl. auch andere
) zu dieser zurückhaltenden und vorsichtigen Taktik veranlaßte, ist nicht
bekannt.
Sein Rücktritt wird angenommen, Nachfolger wird Friedrich Wilhelm
Baumann, der Hirschwirt, ein eindeutig liberaler und republikanischer
Mann wie sein Namensvetter, der Bärenwirt Baumann. Alle diese republikanischen
Repräsentanten, die beiden Baumanns, Enslin, der ebenfalls der
liberalen Gruppierung zuzurechnen ist, und andere wurden nach der Niederschlagung
der Revolution wegen ihrer politischen Aktivitäten vom badischen
Staat gemaßregelt. Enslin verließ dann auch Hornberg.
Die kriegerischen Ereignisse des Frühjahrs 1848 schlagen sich auch in der
folgenden Notiz aus den städtischen Akten nieder: Die Stadt erhält als Ersatz
für Militärfuhren aus der Staatskasse 61 Gulden und 46 Kreuzer ersetzt.
Durch die Revolution wurden in Baden überall neue Verwaltungsorgane
eingesetzt, sogenannte „Zivilcommissare"; die die Grundsätze der Revolution
im Lande durchzusetzen hatten. In Hornberg wurde der Diakonus
(Lehrer der Höheren Bürgerschule) Christoph Heinrich Adolf Gerwig
(nicht Herwig, wie in Hitzfelds Hornberg-Buch und auch nicht mit dem
Dichter Georg Herwegh zu verwechseln) zum Zivilkommissär ernannt.
Diese Ernennung erfolgte nach der Offenburger Versammlung der badischen
Volksvereine.
Gerwig ist 1812 in Pforzheim geboren, sein Vater war Seifensieder. Nach
dem Studium der Theologie in Heidelberg und Tübingen war er an verschiedenen
Orten Badens Pfarrer und ab 1846 Diakonus und 1. Bürgerschullehrer
in Hornberg.
Nach dem Sieg der Schweizer Liberalen im Sonderbundkrieg 1847 beglückwünscht
er im Dezember 1847 in einer besonderen Dankadresse „das
liebe und tapfere Volk der Eidgenossen" zum Sieg der Freiheit über die
konservativen Kräfte des Landes. Am 19.11.1848 hält Gerwig in Hornberg
eine Gedenkrede für den in Wien erschossenen Robert Blum (den „sächsischen
Hecker"). Sie wurde gedruckt und war streng biblisch ausgerichtet;
die Schrift sollte nach Gerwigs Vorwort der Oberkirchenbehörde den theologisch
einwandfreien Wortlaut der gehaltenen Predigt vermitteln, weil
Gerwig wegen seiner Ausführungen bei der vorgesetzten Stelle schwer
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