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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 399
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gerung aufgerufen: man solle Niemanden mehr Steuern bezahlen, wer solche
verlangte, sondern solche Leute mit Bengeln herausschlagen. Diese
Stelle seie mit allgemeinem Gelächter aufgenommen worden, berichtete
der Blumenwirt Jakob Held. Ähnlich sagte der Zeuge Georg Dilles aus,
Asmus habe gesagt, man solle jetzt nicht mehr bezahlen, wenn einer etwas
fordere, solle man ihn auf den Kopf schlagen, die Regierung verbrauche alles
und gebe nichts dafür. Auch habe er über die Mitglieder des Vaterländischen
Vereins geschimpft und bemerkt, Einigen seien die Augen aufgegangen
, den andern Eseln werden sie auch noch aufgehen. Der Entlastungszeuge
Franz Jockel behauptete dagegen, der Redner habe nur von der
Nothwendigkeit eines gerechten Steuersystems gesprochen, wobei der Reichere
, der Capitalist mehr in Anspruch genommen werde. Von einer Verweigerung
der Steuer habe er nicht gesprochen. Das behauptete auch
Asmus selbst. Seine spätere Verurteilung wurde unter anderem mit aufreizenden
Reden begründet86.

Auch der Landwirt Georg Hahn, 43 Jahe alt, verheirateter Bürger von
Dorf Kehl, etwas vermöglich, und nach weiterer Beschreibung des Bezirksamts
Kork dem revolutionären Treiben ganz und gar ergeben, trat am
Abend des 12. Mai als Redner auf87. Er sei vom Volksverein dazu benützt
worden das Landvolk gegen die gesetzliche Regierung aufzuregen und so
zur Revolution gehörig vorzubereiten und empfänglich zu machen. Um die
Landleute hirzu zu bringen, bedurfte es eines von ihnen selbst und diese
Rolle übernahm Ha(h)n; er sprach vom Standpunkte seiner Bildung zu den
Leuten der gleichen Bildungsstufe und wirkte wohl so mehr mit seinen gewöhnlichen
und oft gemeinen Redensarten als in der Bildung höher Stehender
mit ihren schön gehaltenen Reden. Wie andere Belastungszeugen
will auch der Wundarzt David Bürkle folgendes von Hahn gehört haben:
Was wollt ihr mit den Fürsten machen, mit dem Lumpengesindel? Wollt ihr
sie nach Amerika schaffen, dann bringt ihr die Pest dahin, oder in die
Schweitz, da werden sie uns zurückjagen. Wir können nun nichts anderes
machen, als sie an einen Strick hängen, sie sind aber den Strick nicht
werth! Der Schuhmacher Peter Müller fügte noch die angebliche Äußerung
Hahns hinzu: Die Fürsten versaufen und verhuren unser Geld! Wenn es so
fortgeht, müssen wir die Hosen vom Arsch verkaufen.

Zwei Entlastungszeugen wollen den Redner über dem herrschenden
großen Lärmen . . . nicht verstanden haben. Hahn selbst bestritt die von
den Zeugen zu Protokoll gegebenen Inhalte seiner Rede. Er habe nur gesagt
: Wollt ihr denn keine Fürsten mehr? Die Menge habe nein! Gerufen.
Nun habe er weiter gesagt. Wo wollt ihr denn hin mit euren Fürsten, nach
Amerika, oder nach der Schweitz, wo doch Republiken sind, die keine Fürsten
wollen? Wir wollen eine konstitutionelle Verfassung oder monarchi-

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