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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 405
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ausgerüstet war, konnte mit ihrem ersten und zweiten Aufgebot schon am
14. Mai in Karlsruhe einrücken, um von dort an der Seite der Freischaren
bei den aussichtslosen Kämpfen gegen die Übermacht der überwiegend
preußischen Truppen eingesetzt zu werden112. Die jungen Leute stellten
sich aber keineswegs überall mit dem löblichsten Wetteifer und in bedeutender
Anzahl, wie in der Karlsruher Zeitung behauptet wurde. Denn nicht
alle sind bei der Aufstellung der Aufgebote dem Einberufungsbefehl freiwillig
gefolgt, mancher hat sich erst nach Drohungen mit Arrest und anderen
Zwangsmaßnahmen der Wehrpflicht gestellt113.

Die Verwaltung der Stadt Kehl lag in den Händen des Bürgermeisters Roos
und der Gemeinderäte, allesamt Mitglieder im Volksverein und im Sicher-
heits- und Wehrausschuß tätig. Roos, auch Hauptmann der Kehler Volkswehr
, hielt sich ab dem Juni jedoch überwiegend in Karlsruhe auf, wo er
als Abgeordneter an den Sitzungen der Verfassunggebenden Versammlung
teilnahm. Am 19. Juni ließ er sich von der Versammlung in seiner Eigenschaft
als Bürgerwehrkommandant einen dreitägigen Urlaub bewilligen114.
Wahrscheinlich benutzte er die verbleibenden Tage bis zum absehbaren
Ende der Revolution zur Flucht in die Schweiz, wo er sich mit seiner Familie
und seinem Geschäft als Kürschner in Lausanne niederließ115. Am 25.
Juni flüchteten die letzten Mitglieder der Verfassunggebenden Versammlung
vor den einrückenden Preußen aus Karlsruhe116.

Stellvertreter des Bürgermeisters Roos und damit zuständig für die Angelegenheiten
der Gemeinde während dessen häufiger Abwesenheit in den
letzten Wochen der provisorischen Regierung waren Joseph Schick"7 - als
ältestes Mitglied des Gemeinderates - und in dessen Nachfolge Ernst
Glückherr"8. So haben Schick und Glückherr beispielsweise gemeinsam
Geldsammlungen durchgeführt, die von der provisorischen Regierung für
die Anschaffung von Vorräten und Munition angeordnet waren und für die
im Wochenblatt und mit Plakaten an den Straßenecken aufgefordert
wurde"9. Unter Schicks Regie fiel auch eine Hausdurchsuchung am 10.
Juni nach einer Proklamation des geflohenen Großherzogs, die sich angeblich
im Geschäft des Kaufmanns J.J. Krapp befinden sollte120. Als Mitglied
des Wehrausschusses war Glückherr an der Einberufung und Aufstellung
der Aufgebote zur Volkswehr beteiligt, wobei angeblich auch ältere Männer
zum Mitzug genöthigt worden sind121.

Die letzten Tage unter der Herrschaft der provisorischen Regierung sind in
Kehl offensichtlich ruhig verlaufen bis auf kleinere Zwischenfälle. In der
Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli - kurz vor dem Einmarsch der Preußen
- mußte Glückherr beispielsweise für die Ablösung der Nachtwache sorgen
, die von rheinbayerischen Freischärlern versehen wurde, deren Haupt-

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