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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 428
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gegenstellen und entließ per Dekret Bürgermeister Stengel aus seinem
Amt. An seine Stelle trat der Rotgerber Andreas Bertsch, der anschließend
das Amt gerade fünf Wochen innehatte. Dem entlassenen Wilhelm Stengel
hatte man Eigenmächtigkeiten in Ausübung seines Amtes vorgeworfen.
Daß die Entlassung keine politischen Gründe gehabt haben kann, geht aus
den später noch darzulegenden Ausführungen von Dr. Wilhelm Götz hervor
. In derselben Versammlung hatten die Mitglieder des Volksvereins
noch einer Forderung des Zivilkommissars Hauß und des Freistetter Volksvereins
nachzukommen, nämlich eine Schutz- und Rächerschar zu gründen
. Zum Aufbau dieser Revolutionsgarde wurden sofort Unterschriften
geleistet. Diese Spezialtruppe hatte die Aufgabe, die aus den heuchlerischen
Angestellten und bürgerlichen Geldern . . . zusammengesetzte
Reaktionspartei nötigenfalls mit Waffengewalt unschädlich zu machen23'.

Juni 1849: Ausmarsch und Rückkehr der Lichtenauer Bürgerwehr

Am 13. Juni überschritten preußische Truppen die westpfälzische Grenze
und näherten sich dem Rhein. Das bedeutete für die badischen Regimenter
und Bürgerwehren den Ernstfall. Am 16. Juni marschierten die Wehrmänner
des Amtsbezirks Rheinbischofsheim, darunter auch die Lichtenauer
Bürgerwehr, auf Befehl des Kriegskommissars Beckert und unter Begleitung
des Zivilkommissars Hauß nach Karlsruhe. Die Tornister wurden mit
dem Fuhrwerk nach Bühl zur Bahn gebracht24. In Karlsruhe wurden die
Männer angewiesen, in der Stadt und im nahegelegenen Hardtwald zu bleiben23
. Nach dem Abmarsch der Bürgerwehr gedachten Lichtenauer
Frauenzimmer dieser Truppe eine besondere Freude zu bereiten und nähten
und bestickten im „Grünen Baum" eine schwarz-rot-goldene Fahne mit der
Aufschrift Lichtenau, Sieg oder Tod. Den Seidenstoff zur Fahne kaufte die
Gemeinde für sechs Gulden bei Georg Bleuler. Am 18. Juni 1849 fuhr
dann der Bürgermeister Andreas Bertsch mit dieser Fahne nach Karlsruhe.
Dort übergab er sie dem Taglöhner Kah mit dem Auftrag, sie im „Deutschen
Hof der Lichtenauer Bürgerwehr zu übergeben. Wie Georg Bleuler
später angab, fuhren er und der Tuchmacher Friedrich Bertsch aus geschäftlichen
Gründen mit demselben Zug und waren in Karlsruhe Zeuge
der Fahnenübergabe an Kah26.

Neun Tage später rückten preußische Truppen nach ihrem Sieg bei Waghäusel
von Norden her gegen Karlsruhe vor, worauf die Residenzstadt
kampflos geräumt wurde. Die Wehrmänner wurden wahrscheinlich mit
dem Zug nach Rastatt gefahren, in der Absicht, an der Murg eine neue Verteidigungslinie
aufzubauen. Ein großer Teil der Wehrmänner gedachte aber
keineswegs, an der Murg halt zu machen. Allein in Freistett kamen am 26.
Juni in der Frühe 30 Wehrmänner in ihrem Heimatdorf an. Vor dem Bür-

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