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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 429
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germeister Hauß sagten sie am 18. 8. 1849 aus: Am 25. Juni kehrten wir
auf eigene Faust hierher zurück . . . Auf unserem Rückmarsch . . . teils zu
Fuß, teils zu Wagen . . . wurden wir in Lichtenau von Wehrmännern des
2. Aufgebots, von dem Kommissar Beckert, von Georg Bleuler, von Tierarzt
Schoch und dem prov. Bürgermeister Bertsch angehalten . . . und mit dem
Bemerken entwaffnet, daß wir in zwei Stunden an den Kampfplatz zurückfahren
müßten. Die Männer bekamen zu essen, erhielten frische Hemden
und man tat alles, um sie zur Rückkehr nach Rastatt zu bewegen. Sie waren
aber von ihrem Entschluß, sich dem Kampf zu entziehen und heimzukehren
, nicht abzubringen. Nachdem noch der Lichtenauer Bäcker Lasch
für sie eintrat, ließ man sie ziehen.

Ebenso wie die Freistetter war auch das 1. Aufgebot der Lichtenauer Bürgerwehr
- von der Sinnlosigkeit einer Fortsetzung des Kampfes überzeugt
- heimgekehrt (25. 6. 1849). Der am Vortage aus dem Oberland nach Lichtenau
gekommene Kriegskommissar Beckert verlangte deshalb von Bürgermeister
Bertsch, es sollten sofort wieder 60 Mann nach Rastatt marschieren
. Da wurde Johannes Schneider von Mitbürgern ersucht, Beckert
mitzuteilen, daß sie sich gegen diesen Befehl auflehnen würden. Als er
dies tat, zog Beckert den Säbel. Aber nach einem scharfen Wortwechsel
endete die Begegnung. Beckert bedrohte an diesem Tag (25. 6. 49) mehrfach
wehrunwillige Bürger mit Totschießen (z. B. Seligmann Auerbacher).
Seinen Begleiter Schierler wollte er erstechen, wenn er seinen Befehlen
nicht Folge leiste. Der Schreckensmann schreckte aber doch jeweils vor
dem Äußersten zurück. Als Karl Lutz ihm kein Fuhrwerk nach Freistett
stellen wollte, drohte er, ihm den Schädel zu spalten und schlug ihm mit
dem blanken Säbel auf die linke Achsel, daß die Haut aufsprang. Eine der
letzten Anordnungen Beckerts, die der Bürgermeister Andreas Bertsch
durchführen mußte, war die Requisition von Lebensmitteln in Lichtenau
und Umgebung im Gesamtwert von 600 Gulden27.

Die oben von den heimkehrenden Freistettern genannten Volksvereinsmänner
(Bleuler, Bertsch, Schoch) und ihre Begleiter standen sicher unter
schwerer seelischer Spannung. Ihre politische Traumwelt war zusammengebrochen
. Teils aus Pflichtgefühl, teils wegen der Drohungen Beckerts sahen
sie sich veranlaßt, Dinge zu tun, in denen sie keinen Sinn mehr sahen.
Daher rührte auch die Halbheit ihrer Maßnahmen. In einigen Ausnahmefällen
kehrten aber Soldaten nach Rastatt zurück wie Georg Mostberger
aus Holzhausen, dessen Vater klagte, daß sein Sohn immer noch (August
1849) in Rastatt festsäße28. Am 24. 6. 1849 hatte A. Bertsch zwei Wehrmänner
, die Max Götz verhaftet hatte, persönlich nach Rastatt gebracht, sie
aber dort wieder laufen lassen, weil die Retirade schon im Gang gewesen
sei19.

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