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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 440
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München noch Veterinärmedizin (mit Examen!). Seine intellektuelle Potenz
ließ ihn überall den Maßstab des Ideals anlegen, wobei die Wirklichkeit
schlecht abschnitt. Sein Gewissen erlaubte ihm nicht, im Falle starker
Abweichung vom Ideal, schweigen zu dürfen. Seine Kritik am Staat brachten
ihn als politischen Wühler ins Gerede. Seine Kritik an den staatlichen
Verhältnissen waren aber sicher nur von einem starken Reformwillen getragen
und zielten nicht auf einen Umsturz, sonst hätte er nicht das Programm
der Konstitutionellen vertreten können. Auch seine Mitmenschen
unterzog er einer kritischen Prüfung, was ihm sicher manche Feindschaft
eintrug. Er war ein konsequenter Individualist. Zu seiner geistigen Struktur
kam bei Dr. Götz noch eine hohe Sensibilität hinzu, die ihn unter den
selbst erzeugten Wirrnissen leiden ließen. Er entzog sich der Menge, die
ihn deshalb als eingebildeten Reaktionär betrachtete, und doch hatte er andererseits
gerade den unteren Volksklassen seine Ideen offenbart (Gerichtsakten
). Die hier gezeigte Persönlichkeitsstruktur machte es verständlich,
weshalb Dr. Götz im Jahre 1850, also mit 45 Jahren, noch ledig war.

Sein durch das Revolutionsgeschehen tief gestörtes Verhältnis zu seiner
Heimat Lichtenau veranlaßte ihn, nach seiner Rehabilitierung seine Praxis
von Lichtenau nach Rheinbischofsheim zu verlegen65, obwohl sein alter
Vater, der Förster Johann Christian Götz (1773-1860), dort noch in hohem
Alter lebte. In seinem neuen Praxisort entschloß er sich, doch noch zu heiraten
(Ehefrau: Elisabeth Götz geb. Meyer). Doch die Ehe dauerte nur kurze
Zeit, denn er starb als Witwer am 9. I. 1856 zu Straßburg in seinem 50.
Lebensjahre (Geburt: 19. 6. 1805)66. Wie Georg Bleuler hatte auch ihm auf
seiner früh abgebrochenen Lebensbahn nur wenig die Sonne gschienen.
Ergänzend sei noch vermerkt, daß seine beiden Brüder, der Arzt Eduard
Götz und der Apothekergehilfe Theodor Götz in den 50er Jahren nach
Nordamerika auswanderten67. Er entstammte also einer Familie, die seinem
hohen geistigen Standard entsprach.

Ein naher Verwandter von Dr. Götz war der fünfte Lichtenauer Angeklagte
, der provisorische berittene Grenzaufseher Max Götz.

Sein Vater, Johann Jacob Götz (1772-1841), war der letzte Lichtenauer
Amtsschultheiß und ein Bruder des Försters Joh. Christian Götz, des Vaters
von Dr. Wilhelm Götz. Die beiden Angeklagten Götz waren also Geschwisterkinder
. Die Mutter von Max Götz war eine Tochter von Daniel
Schübler, dem letzten Lichtenauer Amtmann. Max Götz war der einzige
unter seinen Geschwistern, der das Erwachsenenalter erreichte. Er wurde
am 18. 5. 1818 geboren, war während der Revolution also 41 Jahre alt und
verheiratet. Als gelernter Kaufmann war er bei Ausbruch der Revolution
bei der Karlsruher Polizei als Aktuar beschäftigt. Dann muß er eine günsti-

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