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Oberharmersbach und die Revolution von 1848/49
Karl-August Lehmann
Die politischen Veränderungen in der Folge der Napoleonischen Herrschaft
brachten für das Reichstal Harmersbach das Ende einer über Jahrhunderte
hinweg gewachsenen politischen Ordnung. Die direkten Auswirkungen -
Ende der Reichsunmittelbarkeit, Teilung des Tales in zwei Gemeinden, Rekrutierungen
, Kriege und Kontributionen1 - waren für die Menschen kaum
etwas Neues, weil sie auch bisher schon mit der drückenden Last der
Kriegsabgaben und der politischen Bevormundung durch die Talobrigkeit
leben mußten.
Die Alltagssorgen überdeckten alle anderen Interessen, weil wichtige politische
Entscheidungen im fernen Karlsruhe fielen und in der Gemeinde
nach wie vor die begüterten Familien den größten Einfluß besaßen. Die
Reformansätze (Selbstverwaltung der Gemeinde, Neuregelung des Zunftwesens
im VI. Konstitutionsedikt der badischen Regierung 1808, Ablösung
des Allmendwaldes und der Feudallasten) brachten keine durchgreifenden
Verbesserungen der bisherigen Lebensbedingungen.
Die Bevölkerung wuchs ständig. Zählte man noch um das Jahr 1800 rund
1.400 Einwohner im Obertal, der späteren Gemeinde Oberharmersbach, so
erreichte der Bevölkerungsstand des Ortes mit 2.412 Einwohner im Jahre
1850 den höchsten Stand im 19. Jahrhundert2. Der Mangel an Arbeitsplätzen
, die Hungerkrisen sowie periodisch wiederkehrende Teuerungswellen
wie die vor allem in den 1840-er Jahren verschärften die wirtschaftliche Situation
. Armut war weit verbreitet. Die Oberharmersbacher lebten überwiegend
am Rande des Existenzminimums. Daß bereits zu dieser Zeit die
in anderen Regionen einsetzenden Auswanderungswellen die Gemeinde
Oberharmersbach noch nicht erfaßt hatten, lag an der weitverbreiteten
Heimarbeit der „Granatschleiferei". Sie ermöglichte mehreren hundert Einwohnern
über Jahrzehnte hinweg einen zusätzlichen Verdienst und linderte
die schlimmste Not.3
Die Nachricht von der „Pariser Februarrevolution" 1848 löste in Berlin und
Wien, den Hauptstädten der beiden Großmächte Preußen und Österreich,
aber auch in den Mittel- und Kleinstaaten des Deutschen Bundes revolutionäre
Bewegungen aus.4 In Baden tagten Bürgerversammlungen und verfaßten
Petitionen. Bereits am 10. September 1847 hatten die südwestdeutschen
Demokraten im „Offenburger Programm" die Verwirklichung von
Grundrechten, Wiederherstellung der verletzten Verfassung und mehr so-
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