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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 455
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ziale Gerechtigkeit verlangt. Von den Städten ausgehend erfaßte die Bewegung
allmählich auch die Landbevölkerung.

Die Forderungen nach durchgreifenden Reformen hätten eigentlich auch
die Oberharmersbacher Bevölkerung mehrheitlich ansprechen müssen.
Doch die überwiegend konservative Haltung überdeckte die wirtschaftliche
Not. Als Beispiel dafür läßt sich der Vorgang um die Oberharmersbacher
Bürgerwehr anführen, die vermutlich um 1830 in Anlehnung an die Tradition
des Reichstales wieder ins Leben gerufen worden war und zu deren
Hauptaufgabe das Ausrücken an weltlichen und kirchlichen Festen gehörte
. Das Gesetz vom 1.4.1848 sah vor, in allen Orten Bürgerwehren zu
gründen und bereits bestehende umzuorganisieren. Das Ziel der neuen
Wehren war klar vorgegeben: ...die Verteidigung des Vaterlandes, der Verfassung
und der durch die Gesetze gesicherten Rechte und Freiheit gegen
innere und äußere Feinde... Der badische Landtag, wollte mit diesem Gesetz
eine organisierte Truppe, die sich für das freiheitliche Gedankengut
einsetzte. Doch für die Oberharmersbacher Wehr galt wohl, was auch für
die meisten anderen maßgebend war, nämlich eine zuverlässige Stütze des
Obrigkeitsstaates zu sein. Der Oberharmersbacher Bürger, ob uniformiert
oder nicht, blieb Untertan, vielleicht nur widerwillig, aber es war eben
nicht mit seinem überwiegend religiös gefestigten Weltbild in Einklang zu
bringen, gegen den Großherzog zu Felde zu ziehen.

Um dies zu unterstreichen, soll die Kontroverse um die Entwaffnung der
Bürgerwehren nach der Niederschlagung des badischen Volksaufstandes
kurz gestreift werden. Der Armeebefehl des preußischen Prinzen Wilhelm
(„Kartätschen-Prinz"), des späteren deutschen Kaisers, vom 26.6.1849 ordnete
die Entwaffnung aller Wehren, außer der Karlsruher und der Sipplin-
ger Wehr, an. Bis heute hält sich das Gerücht, die Bürgerwehren in Bad Peterstal
, Oberharmersbach, Reichenau, Unterharmersbach und Zell a.H. seien
wegen ihrer Treue zum Großherzog nicht entwaffnet worden5, wofür
sich allerdings keine Belege finden lassen. Da in der Nachbarstadt Zell
a.H. die revolutionären Ideen begeistert aufgenommen wurden6, ist die
Auflösung der dortigen Wehr anzunehmen, denn etliche Zeller Bürger
kämpften in der Revolutionsarmee. Für die Wehren in Oberharmersbach
und Unterharmersbach gilt die Entwaffnung ebenso, obwohl der Gehorsam
gegenüber der Obrigkeit nur schwer zu erschüttern war. Außerdem förderten
die kursierenden Gerüchte über mögliche Revolutionsziele nicht gerade
die Bereitschaft der Bevölkerung, den radikalen Bruch mit der Vergangenheit
zu beschleunigen. Aber die Ereignisse in Baden und anderswo blieben
nicht ganz ohne Wirkung auf Oberharmersbach. Einige setzten sich für die
Verwirklichung der revolutionären Bewegung aktiv ein und marschierten
als Soldaten auf der Seite der Revolution.

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