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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 465
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Wahlbezirk Offenburg, Gengenbach und Oberkirch zum Stellvertreter des
Abgeordneten Ree, des Bürgermeisters von Offenburg, gewählt.29 Man
kann sich gut vorstellen, mit welcher Befriedigung die Anhänger Werners
in Oberkirch den Erfolg ihres führenden Kopfes feierten.

Werners Mitstreiter, Rechtsanwalt Friedrich Frech, war inzwischen auch
nicht untätig gewesen. Er profilierte sich immer mehr als Leiter des demokratischen
Vereins von Oberkirch. Dieser Verein, dessen Vorstand der
Oberkircher Bierbrauer Theodor Schrempp war, zählte etwa 30 Mitglieder,
die offen das Zeichen der Republik an ihren Westen trugen. Um die Zahl
der Mitglieder des demokratischen Vereins zu erhöhen, betrieb Frech eine
rege Propagandatätigkeit, unter anderem durch ein Flugblatt mit dem Titel
Deutsches Rechnungsexemplar, das er im April 1848 unter der Bevölkerung
Oberkirchs verteilte. Möglicherweise wiegelte Frech damit gegen die
deutschen Fürsten auf, die den Bürger nach seiner Meinung über 70 Millionen
Taler kosten?0

Durch das starke Engagement ihrer Bürger für die Sache der Demokraten
machte die Stadt Oberkirch über die Stadtgrenzen hinaus immer mehr von
sich reden. Diesem Tatbestand ist es wohl zuzuschreiben, daß man Oberkirch
als Tagungsort für eine neue Volksversammlung bestimmte, die am
15. August 1848 im Schrempp'schen Bierhaus stattfand. Etwa 150 bis 200
Personen hatten sich angesagt, unter anderen auch Mitglieder der Straßburger
Nationalgarde. Jedoch nur etwa 40 Personen zogen am besagten Tag in
militärischer Uniform mit einer Fahne in Oberkirch ein. Ihnen schloß sich
die begeisterte Oberkircher Volksmenge an. Als der Zug unter Musikbegleitung
beim Schremppschen Bierhaus angelangt war, sangen alle Anwesenden
das Heckerlied und ließen den berühmten Revolutionär mehrmals
hochleben.31

Wie bedingungslos sich die Bevölkerung Oberkirchs der republikanischen
Bewegung angeschlossen hatte, das bezeugte sie erneut am 29. August
1848, dem Geburtstag des Großherzogs von Baden. Weder Glockengeläute
noch Böllerschüsse kündigten in diesem Jahr den Festtag in der Stadt
Oberkirch an. Die Gruppe der Anhänger des Großherzogs war auf neun
Personen zusammengeschrumpft. Unter ihnen befanden sich der Vorsteher
des Amts Oberkirch und seine Unterbeamten. Nur die erwähnten neun Personen
nahmen an dem Zug teil, der wie jedes Jahr am Geburtstag des
Großherzogs vom Oberkircher Amtshaus zur Pfarrkirche führte. Ostentativ
blieben erstmals auch der Bürgermeister und der Stadtrat von Oberkirch
der Zeremonie fern, obgleich sie vom Oberkircher Amtsvorstand schriftlich
zur Teilnahme eingeladen worden waren. Selbst die Schulkinder durften
auf Anweisung ihrer Eltern, übrigens gegen den Willen der Lehrer, sich
nicht dem Zug zu Ehren des Großherzogs anschließen.

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