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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 468
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Vereins, der sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr „Demokratischer
Verein", sondern „Volksverein" nannte. Der Oberkircher Volksverein
machte es sich zur Aufgabe, bei der Vorbereitung einer neuen revolutionären
Bewegung in Baden mitzuhelfen. Er zählte bald 70 Mitglieder und
stand über den Offenburger Kreisverein mit dem Zentralverein in Mannheim
in Verbindung, den er auch durch Gelder unterstützte.40

Vom Oberkircher Volksverein, der nach der Beschaffung von Waffen auch
eine Art Bürgerwehr darstellte, gingen im Winter 1848/49 durch die Abfassung
von Petitionen an das badische Parlament neue Impulse zur Verwirklichung
republikanischer Ziele aus. Die bekannteste, an die zweite badische
Kammer gerichtete Petition der Stadt Oberkirch enthält folgende
dringende Forderungen des Volkes:41

1. Die zweite badische Kammer solle aufgelöst werden, da sie in ihrer
Mehrheit zur steten Dienerin der beim alten Bevormundungssysteme
verbliebenen Regierung herabgesunken und so die Hauptgehilfin derselben
zur Volksunterdrückung geworden sei.

2. Auch die erste badische Kammer solle abgeschafft werden, denn sie sei
zur rechtlich unmöglich gewordenen Hemmanstalt der bürgerlichen
Freiheit geworden.

3. Statt der beiden Kammern solle eine Einzige gesetzgebende Kammer
geschaffen werden, die unmittelbar vom Volke ausgehen und zu deren
Wahl jeder volljährige badische Staatsbürger ohne Beschränkung des
Wahlrechtes berufen werden soll. Ihre Hauptaufgabe soll darin bestehen,
die Grundrechte des Volkes festzusetzen und eine allgemeine deutsche
Staatsverfassung auszuarbeiten.

Der Ausschuß der zweiten badischen Kammer lehnte jedoch sämtliche ihm
vorgelegte Petitionen aus Oberkirch und den anderen Orten des Großherzogtums
Baden ab. Die zweite badische Kammer vergab sich damit im
Grunde die Chance, ihre zentrale Funktion als Mittlerin zwischen Staat
und Gesellschaft wahrzunehmen. Diese Haltung förderte die politische und
soziale Polarisierung, solidarisierte die extremen Republikaner und die
gemäßigten Demokraten und verhalf der Vorstellung zum Durchbruch, daß
nur noch illegale Mittel erfolgversprechend seien.42

Den Stein ins Rollen brachten die Ereignisse auf dem Kongreß der Volksvereine
, der am 12. und 13. Mai 1849 in Offenburg tagte. Zu diesem Kongreß
kam auch eine Anzahl von Bürgern aus Oberkirch mit ihren von Pferden
oder Ochsen gezogenen Leiterwagen. Die am 13. Mai der Offenburger
Volksversammlung vorgelegten Entschließungen enthielten folgenschwere

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