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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 482
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0482
In Oppenau bestand 1848 ein „Bürgerverein". Obwohl über die Zielvorstellungen
und Aktivitäten nichts bekannt ist, kann davon ausgegangen
werden, daß konstitutionelle, liberale Vorstellungen dominierten. Nachdem
unter der Leitung von Amand Goegg in Renchen die Volksvereine reorganisiert
wurden und ein zentraler Landesausschuß gebildet worden war,
standen auch die Mitglieder des Oppenauer Bürgervereins vor der Frage,
ob sie ihren Verein zu einem Volksverein umgestalten sollten. Diese Entscheidung
berührte jedoch nicht nur die Organisationsfrage, sondern die
politische Überzeugung. Die Volksvereine waren demokratisch, republikanisch
und letztlich auch revolutionär ausgerichtet.

Wie die Entscheidung in Opppenau ausfiel, läßt sich nicht mit letzter Sicherheit
klären: Alle Aussagen darüber wurden vor den Untersuchungsbehörden
nach der Niederschlagung der Revolution gemacht. So gab Joseph
Doli zu Protokoll, früher im Bürgerverein gewesen zu sein, der sich
später in einen Volksverein verwandelte. Da sind viele Mitglieder und unter
denen auch ich ausgetreten*2. Bürgermeister Andre behauptete, daß es
in Oppenau keinen Volksverein gegeben habe: Als von einigen Mitgliedern
darauf gedrungen wurde, daß derselbe in einen Volksverein verwandelt
werden sollte, hat sich derselbe aufgelöst. Der Adlerwirt Michael Mayer
gab zu, beim Bürgerverein Vorstand gewesen zu sein. Der Antrag auf Umwandlung
in einen Volksverein habe die Aufhebung desselben zur Folge
gehabt. Es sei kein Volksverein zustande gekommen44.

Daß durchaus jedoch die politischen Zielsetzungen der Volksvereine in
Oppenau Resonanz fanden, läßt sich daran erkennen, daß in den Gemeinden
Oppenau und Ramsbach eine von den Demokraten initiierte Petition
von vielen Bürgern unterschrieben wurde. Darin wurden die Auflösung der
Ständekammern und die Neuwahl einer verfassungsgebenden Versammlung
zur „Sicherung der Volksrechte" gefordert45. Besonders aktiv bei der
Sammlung von Unterschriften waren in Ibach der Akzisor Bürg („Rotheck-
le") und seine Söhne. Ob die Unterschriften aus Überzeugung zustande kamen
, wurde vom Oberkircher Brigadier Dewerth bestritten: Das Unter-
schriftensammeln geschieht mit größter Zudringlichkeit, sogar Knaben,
welche noch schulpflichtig sind, werden dazu gewiesen. Auch soll Bürgern
und Bauern erzählt worden sein, wenn sie nicht unterschrieben, daß die
Kammer aufgelöst werde, müßten sie die Steuern auf drei Jahre im voraus
bezahlen46.

Die Politisierung der Bevölkerung erreichte im Frühjahr 1849 einen neuen
Höhepunkt. In Oppenauer Gasthäusern wurde lebhaft diskutiert. Der Adlerwirt
Michael Mayer und der Bierwirt Walter bezogen die „Mannheimer
Abendzeitung" und den „Volksführer", die dort vermutlich auch öffentlich

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