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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 490
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haus „Linde" und entschieden sich schließlich dank der Überzeugungskraft
des Unterlehrers Kuch zu einem militärischen Unternehmen gegen Stuttgart
. Am Sonntagabend, den 24. Juni 1849 brachen Mitglieder der Freudenstädter
, Loßburger und Murgtäler Bürgerwehren in der Oberamtsstadt Richtung
Horb auf^°. Unterwegs wurden in den Dörfern die Sturmglocken
geläutet und die Wehrmannschaften mobilisiert. Als jedoch der erhoffte Zuzug
ausblieb und Gerüchte vom Anrücken württembergischen Militärs die
Runde machten, löste sich der Zug auf. Die Personen, die in den Bürgerwehren
oder in den Volksvereinen eine Führungsrolle innehatten, flüchteten
. Die Bürgerwehren wurden entwaffnet und aufgelöst. Am 28. Juni 1849
besetzten württembergische Truppen Freudenstadt und den Kniebis, um die
Grenze vor badischen Freischärlern zu schützen und die preußischen Operationen
an der Flanke abzusichern81. Nachdem Albert Bechter seine Mission
erfüllt hatte, nahm er noch am Gefecht bei Gernsbach teil, wobei sich ihm
der freiheitsbegeisterte Sohn des Bürgermeisters Andre anschloß82.

Oppenauer Sansculottismus?

In Gernsbach gekämpft hatte auch die Freischartruppe Augusts von Willich
, der auf seinem Rückzüge über die Höhen des Schwarzwaldes am 1.
Juli 1849 von Allerheiligen her in Oppenau einrückte. August von Willich,
Mitglied des Bundes der Kommunisten, hatte schon im April 1848 mit der
Pariser Legion am Heckerzug teilgenommen; unter seinen zu Tode erschöpften
400 Freischärlern befand sich vermutlich auch Friedrich Engels,
der als Willichs Adjutant während der Mairevolution fungierte83.

Mitten in der Nacht erhielt Oberst Willich die Nachricht, daß die Preußen
schon in Renchen oder Nußbach eingedrungen seien. Er erließ sofort ein
Schreiben an Bürgermeister Andre, indem er unter Androhung des Standrechtes
verlangte, ihm am nächsten Morgen 30 Wagen zur Verfügung zu
stellen, um mit den ermüdeten Freischärlern Richtung Schweiz weiterzuziehen84
. Da in Oppenau nicht genügend Wagen aufzutreiben waren, sah
sich Bürgermeister Andre genötigt, die Nachbargemeinden zur Lieferung
von Fuhrwerken aufzufordern. Mit drei Geschützen zog Willichs Truppe in
der Morgenfrühe von Oppenau über Peterstal nach Wolfach weiter85.

Das Auftauchen von Willichs bärtiger und abenteuerlich gekleideter Einheit
löste bei vielen Oppenauern Ängste aus. So äußerte Posthalter Ludwig
Peter: Wir befürchteten Gewalttaten und es verlautete, Willich wolle das
ganze erste Aufgebot im Renchtal mitziehen. Wir waren deshalb froh, als
wir die Willichsche Schar wieder fortbrachten^6. Ratschreiber Hüger gab
an, man habe sich vor Gewalttaten gefürchtet87.

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