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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 532
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aus. Am 10. Juli 1849 - rund zwei Wochen vor der Kapitulation von Rastatt
- erging eine einschlägige Anweisung des Ministeriums an die Post-
und Eisenbahndirektion.71 Das gezwungene Nachgeben gegen die Gewalt
sei nicht weiter zu verfolgen und auch der von der usurpierten Gewalt vielen
der Großherzoglichen Angestellten abgeforderte Eid solle ohne Konsequenzen
bleiben. Erst wenn Handlungen oder Unterlassungen [. . .] welche
ohne augenscheinliche persönliche Gefahr hätten vermieden werden können
, und welche demnach ein williges Eingehen auf die Absichten der
Empörer und ein gewissenloses oder doch allzu kleinmüthiges Verläugnen
der durch Verfassung und Dienstpflicht gebotenen Treue gegen die rechtmäßige
Regierung angezeigt haben vorlägen, seien die Fälle eingehender
zu untersuchen.72 Eine solche Formulierung ließ den zuständigen Dienstvorgesetzten
einen beachtlichen Ermessensspielraum bei der Beurteilung,
wo „Dienst nach Vorschrift" aufhörte und strafwürdige revolutionäre Umtriebe
begannen. Von den daraufhin vorgelegten Berichten ist allerdings
lediglich derjenige des Kehler Amtsvorstands Harweng überliefert.

Regionale Verteilung der „auffälligen" Eisenbahner

Für ganz Baden sind dagegen nur Informationen über diejenigen Bediensteten
erhalten, die besonders auffällig wurden. Laut einer nachträglich angefertigten
Liste wurden gegen 33 badische Eisenbahner oberhalb des
Bahnwärterdienstes förmliche Ermittlungsverfahren eingeleitet, während
44 später wegen ihres staatstragenden Verhaltens Belobigungen erhielten.73
Die Analyse ihrer Wirkungsstätten ergibt eine sehr ungleiche Verteilung
auf die einzelnen Eisenbahnämter.

Im Amtsbezirk Heidelberg stand der Entlassung eines Heizers die Belobigung
des in Wiesloch stationierten Billetausgebers gegenüber. Am
Mannheimer Bahnhof machte man sechs „Revolutionäre" namhaft, von
denen drei entlassen und einer degradiert wurden. Zwei Bedienstete erhielten
eine Belobigung. Ähnlich negativ fiel die Bilanz des Amtsvorstands in
Baden-Baden aus. Auch hier gab es sechs Beteiligte (vier davon später
entlassen, die übrigen auf einen schlechteren Posten versetzt) und zwei
Staatstreue, die wegen ihrer Haltung sogar mit Verdienstmedaillen ausgezeichnet
wurden. Die Dienststellen Oos und Baden-Baden waren in der
Mairevolution Hochburgen der Aufständischen, wie einem am 30. Dezember
1849 verfaßten Bericht an den Großherzog zu entnehmen ist: Wie auf
keiner andern Station war das dortige Zugs- und Bahnhof Arbeiter-Personale
durch den sehr gefährlichen Zugmeister Wolff, durch Werkmeister
Wolff und durch Wagenwärter Haberkorn demoralisirt worden. Die Zügel-
losigkeit war unglaublich, der Bahnhof fast unausgesetzt mit Aufgeboten

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