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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 534
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Dienstes in der Bürgerwehr als Gegner der demokratischen Richtung gezeigt
.78 Wenige Wochen nach dem Einmarsch preußischer Truppen erhob
zudem ein Anonymus in seinen Anmerkungen zur Offenburger „Rebellen-
und Gaunerliste" schwere Vorwürfe: Postmeister Weizel dahier, der saubere
Staatsdiener will sich jetzt wieder weiß brennen, und Alles seinen Untergebenen
in die Schuh schütten [. . .] Hoffentlich wird sein Schwager der
Pfarrer Deitigsmann in Baden19 und Herr Zimmern90 Postrath und noch
ein gewisser Herr den Weizel nicht mehr beschützen. Der Herr v. Mollenbeck
soll kommen und sich berichten lassen, denn der Kassier Barth und
Ingenieur Bischof sind ebenso schlechte Staatsdiener, wie der falsche Weizel
. Alle drei gehören entlassen. Neben einem nicht zu identifizierenden
Eisenbahnbeamten „Bährle" finden sich auf der Liste noch vier Lokomotivführer
sowie ein Heizer und der dem Eisenbahnamt Freiburg angehörende
Kondukteur Geyer. Über eine bloße Auflistung von Namen ging der Denunziant
aber nur im Falle der Staatsdiener hinaus und brachte vor: Bischof
schimpfte über den Kriegsminister Hoffmann und Bart über Mollenbeck.81

Es ist heute natürlich vermessen, Mutmaßungen über die „wahre" Gesinnung
am Offenburger Bahnhof anzustellen, aber zumindest läßt sich festhalten
, daß die Eisenbahner - vom Vorstand bis zum Bürodiener - bei der
später durchgeführten Untersuchung zusammenhielten. Im Abschlußbericht
der gegen Weitzel eingeleiteten Untersuchung bezeichnete das Ministerium
am 8. November 1849 die erhobenen Anschuldigungen als unbegründet
. Vielmehr habe sich der Amtsvorstand in mehrfacher Beziehung
sehr gut benommen92, was ihm bald darauf wohl auch die Beförderung
zum Postmeister einbrachte. Barth und Bischof befanden sich Anfang 1850
ebenfalls unter den im Verordnungsblatt als besonders zuverlässige Anhänger
der großherzoglichen Regierung gelobten Eisenbahnern. Die als Wendehälse
denunzierten Offenburger Beamten hatten allesamt noch eine erfolgreiche
Karriere im Staatsdienst vor sich. In den 1860er Jahren leitete
Weitzel das Post- und Eisenbahnamt in Kaisruhe, Barth war in den frühen
1870er Jahren Postdirektor in Lahr und Bischof stand zum selben Zeitpunkt
dem technischen Dienst in Mannheim vor.

Innerhalb der Kehler Verwaltung spülten die Nachforschungen dagegen
persönliche Differenzen an die Oberfläche. Der Bericht des Vorstands Har-
weng beschränkt sich im Fall des Eisenbahnkassierers Carl Lichtenauer
auf Andeutungen, daß sich letzterer zur Zeit der Revolution persönlich gegen
[ihn] benommen93 habe. Die dienstpolizeiliche Untersuchung zog am
30. Oktober 1849 eine Versetzung in deterius, also eine Degradierung,
nach sich. Die Begründung für diese Strafe läßt allerdings erkennen, daß
nur wenig Beweiskräftiges vorlag: Lichtenauer habe den nicht ungegründeten
Verdacht auf sich gezogen, er habe während der Dauer der revolu-

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