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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 557
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1850 werden in Berichten und Aufstellungen rund 400 Flüchtlinge meist
namentlich aufgeführt, über ein Drittel davon allein im Dezember 1849,
und unter dem Aktentitel „Verbrechen (Hochverrath)" registriert. Auch
Gerüchte sind einen Bericht wert.

Am 20. April 1850 konnte Gredel dem Corps-Commando nach Karlrsuhe
von einem Gerücht über einen mutmaßlichen Uberfall demokratischer
Seits in Verbindung mit Militär von Straßburg aus über die diesseitige
Grenze Meldung erstatten.47 Kurz darauf tauchten mehrfach Gerüchte auf,
daß in Frankreich neuerdings Umsturz-Versuche beabsichtigt werden und
daß sich der französischen Grenze entlang die politischen Flüchtlinge ansammeln
, um im Verein mit französischen Gleichgesinnten bei günstiger
Gelegenheit einen Einfall in das deutsche Gebiet zu versuchen. Insbesondere
soll von der Umsturzpartei Straßburg als ein Hauptpunkt für den Ausbruch
eines Aufstandes ausersehen seyn, und keine Mittel unversucht gelassen
werden, das Militär für die Umsturzpläne zu gewinnen. Die Verdächtigen
werden beobachtet: Diese Flüchtlinge sollen sich häufig bei den
Musikproduktionen des Militärs Mittags zwischen 3 und 4 Uhr treffen.
Achtzehn von ihnen werden genannt, darunter Richter von Achern, Advo-
catus Stehlin aus Euenheim, Bürgermeister Müller von Seelbach, Krämer
von Marlen, Moos von Lahr, Karl und Rudolf Kühn von Mahlberg, praktischer
Arzt Götz von Lichtenau, Schlosser von Steinbach.411

Der Korker Amtmann hält Kontakt zum großherzoglichen Konsul Hummel
in Straßburg. Von ihm erfuhr er, daß der Aufenthalt von 62 politischen
Flüchtlingen an der französischen Grenze bekannt ist und ihm scheint, daß
die französischen Behörden in Straßburg im jetzigen Augenblick nicht
Kraft und Willen genug haben, dieselben von der Gränze wegzuweisen.
Denn der jetzige Präfekt soll den rothen Republikanern nicht abgeneigt
sein und die niederen Polizeibediensteten wollen auch die renommierten
Flüchtlinge weder anzeigen noch vorführen, da sie alsbald wieder von dem
Präfekten entlassen werden.49 Die Liste stammt von Gredel.50 Im Februar
1850 drängt das Innenministerium die französische Regierung, schärfer
vorzugehen, weil sich die Flüchtlinge mit ihren Freunden und Gesinnungsgenossen
im Großherzogtum in stetem Verkehr zu halten wissen und die
benachbarten Grenzorte durch Vorspiegelungen aller Art in steter Aufregung
halten.51

Offenbar hatte das Drängen Erfolg, denn aus Straßburg wurde unter dem
22. Februar berichtet, also schon vor der Ernennung des neuen Präfekten
Auguste-Cesar West im Juni: Herr Romieu betreibt die Internierung mit
Ernst; er sichert der Gendarmerie Gratificationen zu für eingebrachte
Flüchtlinge. Herr Romieu hat dem Central-Polizeicommissär dahier die

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