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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 567
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ten im Hinblick auf den Schutz der Bürgerrechte definierten. (II) Der zweite
Punkt untersucht die soziale Herkunft der Mannschaften, die gegen die
Revolutionsbewegung aufmarschierten. Legte nicht ihre Rekrutierung aus
der Mitte des Volkes nahe, daß sie sich mit Revolutionären verbündeten,
die für Selbstregierung des Volkes und soziale Gerechtigkeit kämpften? Mit
welchen Methoden der Disziplinierung versuchten Offiziere, diese Allianz
zu verhindern? (III) Der Hauptteil des Beitrags erforscht, welche Freiheitsvorstellungen
Soldaten während der Revolutionsjahre entwickelten. Auf
welche Weise nahmen sie ihre Grundrechte in Anspruch? Die Revolutionsforschung
hat dieses Thema bislang nicht eingehend behandelt4. Ich werde
immer wieder einen Blick auf die Soldaten richten, die in Offenburg und
Umgebung stationiert waren, und auf die Auseinandersetzung der badischen
Soldaten mit den Ereignissen in Offenburg. Dies ist auch gar nicht
anders möglich: Der Ausbruch des badischen Militäraufstandes im Mai
1849, auf den der dritte Teil eingeht, stand in enger Verbindung mit der Offenburger
Volksversammlung vom 13. Mai 1849.

I. Zunächst zur Rolle des Militärs in den Revolutionsjahren. Wie in der
Einleitung schon angedeutet, hatten Soldaten in der ersten Hälfte des 19.
lahrhunderts vor allem eine innenpolitische Funktion. Als Teil der einzelstaatlichen
Armee, die dem Großherzog unterstand, gingen sie auf Anforderung
von Zivilbeamten gegen Unruhen in der Stadt und auf dem Land
vor. Als Teil der Bundestruppen, die sich aus den Armeen der einzelstaatlichen
Monarchien zusammensetzten, schritten sie auf Befehl der Bundesversammlung
gegen größere Aufstände ein. Mit der Bildung der Nationalversammlung
in Frankfurt am Main und der Errichtung einer provisorischen
Zentralgewalt Ende luni 1848 änderte sich dieses Verfahren nicht
wesentlich. Die Bundeskontingente standen nun als Reichstruppen zur Disposition
des Reichskriegsministers.

Läßt man Revue passieren, zu welchen Aktionen Soldaten in den lahren
1848/49 verwendet wurden, so ist die gegenrevolutionäre Stoßrichtung der
Einsätze unverkennbar. Der Truppenaufmarsch gegen die Revolution begann
schon Anfang März 1848. So veranlaßte die Ausrufung der Republik
in Frankreich die Mobilmachung der Bundestruppen zum Schutz der südwestdeutschen
Grenze vor möglichen Hegemonialbestrebungen der französischen
Republik. Als die deutsche demokratische Gesellschaft in Paris
Mitte März 1848 mit dem Aufbau einer Legion begann, befürchteten die
südwestdeutschen Fürsten, daß eine riesige Kolonne republikanisch gesinnter
Arbeiter vom Elsaß aus in das Großherzogtum eindringen und gemeinsam
mit ihren badischen Sympathisanten die Republik proklamieren
könnte. Um diese befürchtete Invasion der deutschen Marken durch bewaffnete
Arbeiter-Colonnen zu verhindern, zog die badische Regierung im

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