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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 581
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0581
quelle zum Versiechen gebracht wurde5. Im Elisabethenverein sammelten
sich die Frauen, die der Revolution sehr abwartend gegenüberstanden und
die meinten, durch selbst organisierte Wohltätigkeit den revolutionären Gefahren
entgegentreten zu können.

Doch auch die Anhängerinnen der Revolution meldeten sich in Karlsruhe
zu Wort. Am 17. Juni 1849 erschien ein Aufruf von Karlsruher Frauen und
Jungfrauen in der „Karlsruher Zeitung", in dem es hieß: Unsere Brüder geben
ihr Blut und ihr Leben der großen Sache der deutschen Freiheit und
Einheit zum Opfer! Wir schwachen Frauen haben nur die besten Wünsche!
Daß wir aber nicht ganz untätig zusehen und doch etwas nützen können,
haben wir einen Verein hier gebildet, welcher die Aufgabe hat, Kleidungsstücke
(Blusen und Hemden) für die Streiter der Freiheit zu fertigen6'. Ganz
in der Tradition der Freiheitskriege, die auch die weibliche Unterstützung
durch Handarbeiten kannten, übten sich die Karlsruherinnen im Nähen für
die Revolution. Sie nähten die Hemden der Freiheit.

Oder sie stickten die Fahnen des Krieges wie die Demokratinnen der kleinen
Nachbarstadt Durlach. Am 16. Juni 1849, d. h. wenige Tage vor dem
Einmarsch der preußischen Soldaten in Karlsruhe, erschien im Durlacher
Wochenblatt ein Gedicht, das der Durlacher Bürger Klenert verfaßt und der
Bürgerin Henriette Obermüller gewidmet hatte:

Des Vaterlandes kampfgeübten Söhnen
Die gleich zum Siege, wie zum Tod bereit,
Hast Du mit andern freigesinnten Schönen
Die Fahne, die sie führen soll, geweiht.
Aus einem Herzen, welches längst entschieden
Und hochvollkommen für die Freiheit schlägt,
Kam diese Fahne, gleich den Purpurblüten,
Die in dem Lenz der Stock die Rose trägt1.

Die hier besungene rote Fahne der Revolution, welche die Durlacher Turner
in den Krieg trugen, trug zudem die Aufschrift Siegen oder Tod. Sie
war von Durlacher Frauen gestickt worden und das Resultat heftiger Auseinandersetzungen
.

Mit den Karlsruher und Durlacher Beispielen sind zwei Arten weiblicher
Beteiligung an den aufgewühlten revolutionären Zeiten benannt: die öffentliche
Stickerei oder auch Handarbeit als schmückende und aufbauende
Stärkung revolutionären Männermutes und die eher konservativ begründete
Wohltätigkeit, die darauf abhob, die schlimmsten Folgen sozialer Ungerechtigkeit
aufzufangen.

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