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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 586
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sehen Rechten und öffentlichen Ämtern sei sie allerdings auszuschließen,
da die ganze physische Natur die schwächere, abhängige, schüchterne Frau
zum Schützling des Mannes bezeichne und sie auf das stillere Haus, (...)
auf die Bewahrung der heiligen Flamme des häuslichen Herdes verwiesen
habe24. Darin nämlich liege ihre hohe naturgemäße Bestimmung für Tugend
und Glück ihrer Familien und ihres Vaterlandes (...)25-

Welckers Konzept der Ordnung der Geschlechter26 wurde nicht zufällig ein
Artikel im Lexikon über „sämmtliche Staatswissenschaften" gewidmet.
Die Trennung von „privat" und „öffentlich" war grundlegender Bestandteil
des frühliberalen vernunftrechtlich begründeten Staatsentwurfs. Der Staat
sollte gemäß vernunftrechtlicher Grundsätze ein öffentliches Gemeinwesen
freier Bürger seyn und sich damit von der Feudalgesellschaft abheben27.
Die Feudalgesellschaft sei eine von persönlichen Abhängigkeiten geprägte
Sozial- und Politikordnung, in der es keine öffentlichen Angelegenheiten
gebe, sondern in dem das Gemeinwesen zur Privatsache des Landesherren
oder Territorialfürsten werde. Das aber entspricht Welckers Bestimmung
der Frau als Schützling des Mannes. Die Frau bleibt danach in einem dem
öffentlichen Recht und damit der Gemeinschaft der freien Bürger entzogenen
privatrechtlichen Raum befangen. Sie ist das Abgesonderte, das Nicht-
Gemeinschaftliche und damit letztlich der feudale Rest, der den freien Bürger
im Privaten zum Feudalherren macht.

Doch was haben der 1775 geborene Rotteck und der 1790 geborene
Welcker mit der jüngeren Generation der Revolutionäre zu tun, die doch so
überzeugte Demokraten wie Friedrich Hecker hervorbrachte? Dieser badische
Freiheitsheld mußte im Exil in den USA das Wachsen der amerikanischen
Frauenbewegung erleben und appellierte 1872 mit aller Emphase an
seine Geschlechtsgenossen: Wem von Euch, ihr Männer, den die Stürme
des Lebens geschüttelt, den der Haß verfolgt, dem die schwere schwarze
Sorge den Rücken gebeugt, dessen Ideale zerronnen, dessen Hoffen bankrott
geworden, wem von Euch, ihr Männer ist nicht ein frommer, besänftigender
Strahl ins Herz gedrungen, wenn das Lichtlein eures Hauses blinkte
; wo sie saß, die treue Gefährtin, tief in der stillen Nacht noch die fleißigen
Hände regend für den Kämpfer draußen und für die schlafenden Kleinen
, wenn sie ihm dann die müde Stirne küßt und die Last der Sorgen, mit
ihm teilend, erleichtert!2* Diese Idee der treuen Gefährtin zu Hause begeisterte
schon den jungen badischen Revolutionär. In seinen bald nach dem
Scheitern seines Aufstandes vom April 1848 verfaßten Erinnerungen hielt
er fest: Sonntag den 9. (= April) mit Tagesanbruch verabschiedete ich mich
von meinem Weibe, welches in Freud und Leid treu und innig bei mir gestanden
, bei der ich in ungetrübtem häuslichen Glücke so oft Ruhe und Ersatz
nach den Kämpfen des öffentlichen Lebens gefunden, drückte einen

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