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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 636
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Das Bild, das sie bot

Eine kleine Phänomenologie der badischen Revolution

Johannes Werner

Wie sah das damals aus - aus der Nähe, vor Ort? Weiß man, was die Revolutionäre
im Alltag trieben, wo sie sich trafen, wie sie sich trugen, welche
Waffen sie führten, und warum? Den Augenzeugen (und vor allem sie und
ihre Nachfahren kommen hier zu Wort) fielen diese Dinge auf, und so
kommen eben diese Dinge in ihren Berichten auch immer wieder vor1. Das
Bild, das die badische Revolution bot, war nicht nur ihre malerische
Außenseite, sondern ein wichtiger Bestandteil ihrer selbst; sonst hätten
sich die Sieger nicht so sehr bemüht, es in allen seinen Zügen wieder auszulöschen
.

1. Wirte

„Den Herrn Wirt zu loben,
sei ein Sang erhoben..."

Zum schlechten Schluß, als alles vorbei war, mußten diejenigen, die dabeigewesen
waren, zur Kasse treten und wenn nicht mit ihrem Leben, so doch
mit ihrer Freiheit bezahlen; und so wurden ziemlich viele sonst behäbige
Bürgersleute, wie Wirte, Müller, Oekonomen u. drgl. als Gefangene nach
Rastatt spediert, wo sie, in Soldatenmäntel gehüllt, öffentliche Strafarbeiten
verrichten mußten2. Kaum zufällig nennt Förderer die Wirte hier an erster
Stelle; denn kein Berufsstand hatte sich in der Revolution mehr engagiert
und kompromittiert als ihrer.

Da waren, um nur einige und gewiß ganz zufällige Beispiele zu nennen, in
Rastatt der Blumenwirt Frei, Major der Bürgerwehr, eine lange, klapperdürre
Figur, deren kleines, nichtssagendes Gesicht mit einem mächtigen
Schnautzer behaftet war"; und der Kronenwirt Adam, der schon lange als
komische Figur der Freiheitsbewegung bekannt war. Sein Wirtshausschild
war schwarz-rot-golden angestrichen, sein Schimmelein, auf dem er oft
durch die Straßen trappelte, hatte reichsfarbiges Geschirr, er selbst trug
leinene Turnerkleider mit schwarz-rot-goldenem Besatz, und eine rote
Halsbinde4. (Wie nicht nur diese Zitate zeigen, ist Förderer bestrebt, die
Revolutionäre zu verzeichnen und zu verspotten.) Da waren auch ein gewisser
Baumer, Gastwirth zum „Zähringer Hof" in Durlach und Hauptes

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