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9. Das Guckkasten-Lied vom großen Hecker
Seht, da steht der große Hecker,
Rothe Federn auf dem Hut,
Seht, da steht der Volkserwecker,
Lechzend nach Tyrannenblut!
Wasserstiefeln, dicke Sohlen,
Säbel trägt er und Pistolen .. .
Pflasterer und Schieferdecker,
Alles, niederig und hoch,
Alles jauchzte unserm Hecker,
Als er aus zum Kampfe zog.
Handwerksburschen, Literaten,
Schneider, Bauern, Advokaten,
Alles folgte rasch dem Zug,
Als er seine Trommel schlug.
Rumbidibum, so hört' man's schlagen,
Rumbidibum, Dumdumdumbum;
Und bei Straf ließ Weißhaar sagen
Rings im ganzen Land herum:
.Thut euch schnell zusammenraffen,
Gebt mir Mannschaft, Pferde, Waffen,
oder ich bring' Alles um;
Rumbidibum, Dumdumdumbum.'
Und die reizende Frau Struwwel [Struvel
Warb mit ihrem Flammenblick
Tausend Mann in diesem Trouble
Für die deutsche Republik;
Gelder fand man in den Kassen,
Die man sich that öffnen lassen;
Wein bracht's man aus jedem Haus
Für die Republik heraus.
Hecker ging jetzt in die Fremde
Und empfand den tiefsten Schmerz;
Denn in seinem Blousenhemde
Schlägt ein großes deutsches Herz;
Mußte er diesmal auch entspringen,
Wird man dennoch von ihm singen:
,Hecker ist ein großer Mann,
Der für Freiheit sterben kann.
Karl Christian Gottfried Nadler [Herbst
1848]
Helmut Bender: Zur badischen Literatur,
1989, S. 136 f.
Friedrich Lautenschlager: Volksstaat und Einherrschaft. Dokumente aus
der badischen Revolution 1848/49, 1920. - S. 158-169
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