Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 690
(PDF, 141 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0690
Fluch") oder von Ferdinand Freiligrath („Löwenritt"). Wenn auch die
nichtliedhaften Gedichte der hier vorgelegten Auswahl keine Balladen
sind, so unterscheiden sie sich doch von den Liedern insofern, als in ihnen
das Appellative, die Aufforderung an den Leser, fehlt. Ihre Hauptintention
ist die Information, etwa über die Versammlung in Offenburg und ihre Ziele
und Beschlüsse (Nr. 5), oder über den Verlauf und das Ergebnis der Belagerung
von Rastatt (Nr. 16).

Hier läßt sich auch das Gedicht Heinrich Heines „Im Oktober 1849" (Nr.
18) einordnen. In ihm geht es mehr um die Darstellung des beklagenswerten
Zustandes nach dem Scheitern der Revolution aus der Sicht des kranken
Dichters als um einen Appell an den Leser. Man könnte die Unterschiede
in der Form der einzelnen Gedichte stärker herausarbeiten, als es
hier möglich ist. Den Gesamteindruck würde das aber nicht wesentlich
verändern, daß nämlich ungeachtet der neuen, revolutionären Inhalte, Botschaften
und Aufforderungen traditionelle Formen gewählt wurden. Um
ein möglichst breites Publikum zu erreichen, war es geradezu notwendig,
auf vertraute, allgemein bekannte Formbilder zurückzugreifen.

3. Kontrafakturen und Parodien

Eines der Gedichte, „Gustav Struve" (Nr. 12), bezieht sich in zweifacher
Weise auf ein anderes, nämlich „Hecker hoch!" (Nr. 8). Im Untertitel gibt
der Verfasser an, nach welcher Melodie es zu singen ist: „Melodie des
Heckerliedes", und er fügt in Klammern hinzu, daß es sich um eine Melodie
handelt, die durch „Schleswig-Holstein meerumschlungen" bekannt
und populär geworden ist. Dem Struve-Lied wird also eine Melodie zugeordnet
, die vorher für das Hecker-Lied verwendet wurde, ursprünglich aber
die des Schleswig-Holstein-Liedes ist. Wir haben es hier mit einer Kontrafaktur
zu tun: Einem neuen Lied wird eine bekannte Melodie unterlegt,
oder ein neuer Text wird zu einer bekannten Melodie verfaßt.

Außerdem aber ist das Struve-Lied eine Parodie, indem es nämlich Elemente
des Hecker-Liedes aufgreift und in den Zusammenhang des neuen
Liedes einordnet. Die Absicht des Autors ist eindeutig die, neben den bekannten
Heros der Revolution Friedrich Hecker Gustav Struve als einen
zweiten, womöglich noch größeren Helden zu stellen:

Und du bleibest immerfort /Deutscher Freiheit Schild und Hort!

Häufiger werden vorhandene Gedichte parodiert, um sie oder das in ihnen
Dargestellte lächerlich zu machen, zu ironisieren, ad absurdum zu führen.

690


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0690