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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 702
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aber primär um die Frage, wer in Dossenbach angegriffen und zuerst geschossen
habe. Von Herwegh und seiner Frau war kaum die Rede.

Entscheidend für Herweghs Prestige oder vielmehr für seine Verleumdung,
die zum Teil bis heute anhält, waren die Pressemitteilungen unmittelbar
nach dem Geschehen. Dabei war die „Karlsruher Zeitung" tonangebend
und hier wiederum der offizielle Bericht des kommandierenden Generals
der württembergischen Truppen in der Ausgabe vom l. Mai 184814. General
von Miller wies die Verantwortung für den Beginn der Kämpfe zwar
den Aufständischen zu, räumte aber ein, daß viele Gefangene gemacht
wurden, weil die Freischärler nach kurzer Zeit die Waffen weggeworfen,
und unbewaffnet heraustretend nicht im mindesten Widerstand versuchten.
Über Herwegh: Herwegh selbst und seine Frau, die ihn in Männertracht
begleitete, ist nach eingegangener Nachricht, sobald er die Annäherung
der Truppen erfahren, noch vor Beginn des Kampfes entflohen. Diese Behauptung
von der vorzeitigen Flucht Herweghs - obgleich doch der Formulierung
zufolge „nach eingegangener Nachricht" keineswegs als sichere
Tatsache festgestellt - wurde in späteren Ausgaben der „Karlsruher Zeitung
" und in anderen Zeitungen weiter kolportiert.

Da half es nichts, daß zwei Gefangene der Legion, die als Untersuchungshäftlinge
im Gefängnis von Bruchsal einsaßen, für Herwegh eine Ehrenerklärung
abgaben, die in der „Mannheimer Abendzeitung" erschien15:

Mit Bedauern erfahren Unterzeichnete erst heute in ihrem Kerker zu
Bruchsal, daß man in mehreren deutschen und französischen Blättern
Herrn Georg Herwegh, ehemaligen Präsidenten der Pariser deutschen demokratischen
Legion, ungerechterweise beschuldigt, schon gleich anfangs
beim Gefechte zu Dossenbach das Schlachtfeld verlassen zu haben. - Wissen
denn diese Verleumder nicht, daß nach dem Abmärsche von Zell, den
26. April 11 Uhr nachts, unser Weg über steile Felsenpfade ging und
während dieser ganzen regnerischen Nacht Herwegh mit seiner Frau diese
Tour zu Fuße machte, um unseren ermatteten Leuten Mut einzuflößen; erst
morgens 3 Uhr den 27. wurde in einem Dorfe ein armseliger Bauernwagen
requiriert, worauf beide auf vieles Zureden von unserer Seite Platz, nahmen
! (Dieser Wagen aber war ohne Spritzleder!). Erst gegen Ende des Gefechtes
, wo unsere Legion fast schon ganz zerstreut war, fanden wir die
Herweghschen Eheleute noch auf demselben Wagen, Patronen anfertigend;
mit Mühe bewogen wir nun dieselben, die Flucht zu ergreifen, ihnen vorstellend
, daß Alles verloren und längeres Bleiben sie unfehlbar in Gefangenschaft
führen würde. Nach dieser Aufforderung erst verließen beide den
Wagen und gelangten so glücklich auf Schweizergebiet. Kaum 5 Minuten
nach ihrer Entfernung war schon der Wagen in den Händen des 6. würt-

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