Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 717
(PDF, 141 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0717
Sey überzeugt und der ärmste Mann kann es Dir sagen, daß ich für mich
noch keinen Thaler für eine Flasche Wein ausgegeben habe; und beim ewigen
Gott! ich habe sauer, ich habe hart, ich habe schwer und unverdrossen
für die Meinigen gearbeitet. Ich habe in africanischer Sonnenglut meinen
Mais gepflügt, und mich, nachdem ich zwei Reihen durchgefahren, hinterm
Pflug auf den Boden geworfen, weil ich nicht mehr aufrecht stehen konnte,
und habe nach 10 Minuten Rast von Neuem begonnen, obwohl ich nicht
mehr schwizen konnte und die Kleider mir wie glühende Kohlen auf dem
Leibe lagen, und ich hab's durchgesezt und bin jetzt ein gesunder, starker
Mann."

Meinem Tiedemann42 geht es glänzend in Philadelphia, er ist hochgeachtet
und hat eine collosale Praxis. Mein Fritz wünscht sehnlichst, daß wir beide
zu ihm kommen möchten. Ich bin nicht abgeneigt, denn dahier zu leben
sind keine Leckerbissen; schon 3 mal hat mich Oberstleutnant Rieger ((?))
ohne allen Anlaß auf offener Straße insultirt, und wie es bei uns hergeht,
haben Sie an sich erfahren. So frech, wie es jetzt die Diplomaten thun, haben
die Jacobiner es nicht gekonnt, das Recht zu verkehren und mit Füßen
zu treten, daher schnaubt auch alles nach Rache und Vergeltung.

Nun lieber Itzstein, leben Sie wohl, grüßen Sie mir herzlich Frau Louise
und haben Sie mir einen Auftrag zu geben, so adressieren Sie gefälligst an
meinen Professor in Freiburg^, wohin ich morgen auf 3 Wochen abreiße,
und leben Sie gesund! Beginnen Sie das Jahr 1851 glücklich und durchleben
Sie es mit Zufriedenheit, und bewahren Sie mir Ihr Wohlwollen und Ihre
Freundschaft. Der Ihrige Hecker.

Am 28. August 1851 schrieb Friedrich Hecker wieder an Adam von Itzstein
:

Jahr und Tag, mein geliebter alter Freund! habe ich von Dir nichts gehört,
als was gelegentlich die Zeitungen zu uns übertrugen, und wenn ich auch
hörte, daß Du wieder in deinem glücklichen schönen Hallgarten säßest, so
wagte ich doch nicht direkt an Dich zu schreiben, da ich nicht weiß, ob
nicht bei den Zuständen draußen ein Brief des Gehaßten Dir polizeiliche
Beschwerde verursachen könnte*4, und doch drängt es mich, Dir wieder
einmal zu sagen, daß ich mit der alten Freundschaft und Liebe Deiner und
Louisens gedenke, und bin ich auch unter schwerer Arbeit und mancherlei
Sorgen und Widerwärtigkeiten vor der Zeit gealtert, mein Herz ist jung geblieben
für meinen Freund, wenn auch sonst an der Stelle der Gutmütigkeit
nur Haß und Rache ihren Sitz aufgeschlagen haben und nur grenzenlose
Verachtung der Mehrzahl der Menschen.

719


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0717