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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 15
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gischen Hochschule Schwäbisch Gmünd an. Dort wirkte er bis zu seiner
Zur-Ruhe-Setzung.

Ich selbst lernte Walter Ernst Schäfer bei der Vorbereitung auf die Offen-
burger Grimmelshausen-Ausstellung kennen. Bei einem Symposion in
Münster hielt er einen äußerst anregenden Vortrag zu Satyrgestalten und
der Satire. Mein erster Schriftverkehr mit ihm rührt noch aus dem Grimmelshausenjahr
1976 her: Schäfer machte mich auf zwei Bücher aufmerksam
, die auf einer Auktion in Basel zu erwerben waren. Wenigstens
eines der Bücher, eine Simplicissimus-Ausgabe, konnte ich dann im Auftrage
von Senator Dr. Franz Burda ersteigern. Von da an riß der Kontakt
nicht mehr ab. Diese persönlichen Begegnungen veranlassen mich, vor
die wissenschaftliche Würdigung eine persönliche Beobachtung zu
setzen.

Walter Ernst Schäfer, der in seiner Jugend kennengelernt hatte, wohin blinder
Gehorsam führen kann, hatte viel Verständnis für zivilen Ungehorsam
und Protestbewegungen, die sich gegen eine scheinbar schlüssige Logik
richteten. Die für eine Beamtenkarriere nicht förderlichen Proteste gegen
die Atomrüstung und anderes wurden von ihm gebilligt und auch mitgetragen
. Dieses skeptische, zum Pazifismus neigende Element gegen jede
Form obrigkeitsstaatlichen oder gar militärgläubigen Denkens ist ein wesentliches
Element seiner Persönlichkeit. Seine wissenschaftlichen Werke
befassen sich überwiegend mit Fragen der Barockliteratur. Hier sind es vor
allem die Werke von Grimmelshausen und Moscherosch, die Ausgangspunkt
für seine Publikationen sind. Grimmelshausen als der Schriftsteller
des Krieges Deutscher Literatur schlechthin, ist natürlich der geeignete Gegenstand
für einen Menschen, der ebenfalls in seiner Jugend in die Wirrnisse
eines mörderischen Krieges geworfen wurde. Die wichtigsten Romanfiguren
von Grimmelshausen, der Simplicissimus, die Courasche und
der Springinsfeld beschreiben Jugendliche, die jäh in die Wirren eines verheerenden
Krieges geworfen werden. Der Blick für die Satire kennzeichnet
aber gleichzeitig die ironische Distanz, die Walter E. Schäfer zu manchen
Dingen entwickelte, und die auch den Romanhelden Simplicius Simplicissimus
charakterisiert.

Mit größter Faszination kann man nur seine ausgereifte Moscherosch-Bio-
grafie lesen. Sie schildert das Schicksal eines Schriftstellers aus dem
Dreißigjährigen Krieg, der in wirren Zeiten die nackte Existenz sichern
mußte. Diese packende Lektüre eines Lebens im 17. Jahrhundert ist gleichzeitig
eine Anregung, Stationen dieses Lebensweges (Finstingen und Kriechingen
) einmal zu besuchen.

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