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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 19
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0019
Laudatio auf Dr. Hans-Joachim Fliedner
zum Gustav-Heinemann-Bürgerpreis 1999
am Montag, 17. Mai 1999, Schloß Rastatt

Prof. Dr. Eberhard Jäckel

Im Jahr nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten, 1970 also, reiste Gustav
Heinemann an mehrere Orte, um zu erkunden, wo an die demokratischen
Traditionen in der deutschen Geschichte sichtbar erinnert werden könnte.
Hambach kam in Betracht. Die Wahl fiel auf Rastatt. Den Ausschlag gab
nicht, daß hier sein „Familienglied", wie er 1974 bei der Eröffnung der Erinnerungsstätte
sagte, genauer (weil man es leider oft falsch liest) sein Ur-
großonkel Carl Walter aus Elberfeld, von dessen Familiennamen sein zweiter
Vorname abgeleitet war, 1849 gefallen, genauer an einem im Gefecht
von Waghäusel erlittenen Beinschuß gestorben war. Das hatte zwar, wie
man im Tagebuch des 20jährigen Studenten nachlesen kann, seine politische
Grundüberzeugung geprägt, an der er sein Leben lang über alle Parteiwechsel
hinweg festhielt, wie er schon 1919 schrieb: „Für Einheit und
Freiheit, für Republik und Demokratie!"

Den entscheidenden Ausschlag für die Wahl von Rastatt gab aber natürlich
nicht die Familiengeschichte, sondern vielmehr, daß hier, wie er sagte, für
die Freiheit Blut geflossen war. Die Wahl war gut, die Erinnerungsstätte
besteht nun 25 Jahre, und deswegen sind wir heute hier.

Vielleicht hätte er oder hätten wir auf jenen Erkundungsreisen auch nach
Offenburg fahren sollen. Ich sage: wir, weil ich damals beteiligt war und
das mögliche Versäumnis nicht Gustav W. Heinemann allein anlasten darf.
Von Offenburg war im Mai 1849 die Badische Revolution ausgegangen.
Dreimal - 1847, 1848 und 1849 - waren dort auf großen Volksversammlungen
die Forderungen des Volkes nach Freiheit und Demokratie verkündet
worden. Ein Zeitgenosse nannte deswegen Offenburg damals das „badische
Bethlehem", wo „stets der Revolutionsheiland geboren" werde. Ich
kann das nicht zitieren, ohne anzumerken, daß ich diesen Quellenfund meinem
Kollegen Dieter Langewiesche verdanke, der ihn seinerseits einem anderen
verdankte und ihn auf einem von Herrn Fliedner organisierten Kolloquium
des Kulturamtes Offenburg im Jahre 1997 vortrug.

Aber Offenburg war damals, 1970, aus dem öffentlichen Bewußtsein in
diesem Zusammenhang ziemlich verschwunden. Die Stadt rühmte sich anderer
Dinge, und es lief der zugegebenermaßen törichte Witz um, sie wolle

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