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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 169
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Die Reden der Offenburger Versammlung 1847 - ein
Treffen radikaler Liberaler

Bernhard Wien

War die am 12. September 1847 abgehaltene erste Offenburger Versammlung
eine Wahlkampfveranstaltung radikaler Liberaler oder der ,Programm-
parteitag' der südwestdeutschen Demokraten?1 Die Auseinandersetzung
um diese Frage besitzt in der historischen Forschung eine lange Tradition.
Nach einem kurzen Abriß derselben wird, ausgehend von der ersten vollständigen
Darstellung der Offenburger Volksversammlung 1847, welche
aufbaut auf die Auswertung aller bisher bekannten Quellen, eine fundierte
Neubewertung dieser Frage vorgestellt.

Für die Zeitgenossen waren die Vorgänge in Offenburg keineswegs dramatisch
. Kein anderer als der liberale Heidelberger Professor und Historiker
Ludwig Häusser sah noch 1849 in der ,Salmen'-Versammlung nichts, was
dazu angetan war, über die Grenzen der constitutionellen Verfassung Badens
hinauszugehen [. . .] Die Radicalen, die dort zusammentraten, kündigten
sich noch als ,entscheidene Verfassungsfreunde' an; von einem Aufgeben
der monarchischen Form war noch keine Rede. Allerdings ging
durch die Reden Hecker 's und Struve's ein stürmischer und revolutionärer
Geist; allein man wird dies bei einer Versammlung, deren Zweck war, gegen
den conservativer werdenden Liberalismus zu agitiren, ganz begreiflich
finden.2 1851 jedoch, also in der Reaktionszeit, prononcierte Häusser
seine Kritik an den Radikalen und deren Führern Hecker und Struve, ohne
allerdings dezidiert auf die erste Offenburger Versammlung einzugehen.
Seiner Meinung nach hatten die Radikalen 1846 und 1847 erkannt, daß es
ihren liberalen Aliirten ernstlich um die monarchische Ordnung zu thun sei
und daß sie an ihnen thätige Gegner der revolutionären Tendenzen haben
würden; sie erkannten aber auch zum ersten Male ihre Stärke und waren
entschlossen, auf eigenen Füßen als besondere Partei ihren Weg zu gehen.
Der Unterschied, der bisher über dem gemeinsamen Gegner vergessen
worden war, trat nun mit einem Male in allen Richtungen hervor: die Ziele,
die Mittel, der Ton und die Haltung, Alles deckte erst den inneren Gegensatz
auf, den die Zeiten des Kampfes verhüllt hatten. Die Zwischenzeit zwischen
dem Landtag von 1846 und 1847 ward von beiden Seiten rührig benutzt
, diese Kluft zu erweitern? Wie Häusser nahm auch der der ,Donners-
berg'-Fraktion zugehörige Paulskirchenabgeordnete und Historiker Wilhelm
Zimmermann in diesem Zusammenhang das Wort ,Demokraten'
nicht in den Mund. Zimmermann war sich mit Häusser darin einig, daß die
Offenburger Forderungen, wenige Punkte ausgenommen, keine anderen

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