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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 171
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Massive Kritik mußte sich Huber erstmals von Werner Boldt20 gefallenlassen
. Boldt wies (1973) explizit nach, daß Hubers - noch über die Interpretation
Klein-Hattingens hinausgehende - Behauptung, in Offenburg sei ein
Parlament „auf der Grundlage des gleichen Wahlrechts" gefordert worden,
jeglicher Grundlage entbehrt und nannte Hubers Kapitelüberschrift „Das
Offenburger Programm der südwestdeutschen Demokraten" dementsprechend
völlig zurecht „irreführend". Neuere Forschungsergebnisse haben
die Kritik am gängigen Bild von einer Versammlung der Demokraten in
Offenburg weiter verstärkt. Paul Nolte nennt die Klein-Hattingen/
Huber'sche Interpretation schlichtweg ein „Mißverständnis"21. Roland
Hoede, welcher die gesamte Interpretationsbandbreite der Offenburger
Forderungen, ausführlich darlegt, teilt im übrigen Boldts Standpunkt,22
während Rainer Schimpf sogar so weit geht, zu behaupten, daß das Offenburger
Programm kein „offenes demokratisches Bekenntnis"23 gewagt und
nicht einmal „sonderlich Sozialrevolutionär"24 gewesen sei. Aufgrund der
neuen Quellenlage soll nunmehr geprüft werden, ob sich der Kreis der historischen
Interpretation schließt, ob also eine Rückbesinnung nicht allein
auf die Arbeit Bergsträssers, sondern auf die ursprüngliche Interpretation
Häussers von 1849 vonnöten ist.

Zum 150jährigen Jubiläum der ersten Offenburger Volksversammlung am
12. September 1847 erschien 1997 die bereits zitierte Dissertation Rainer
Schimpfs25. Thematisiert wird darin die Geschichte Offenburgs vom Übergang
der Stadt an Baden 1802 bis zur ersten Offenburger Versammlung
1847. Rainer Schimpf ist es gelungen, umfangreiches, der Forschung bisher
unbekanntes Quellenmaterial zur ersten Offenburger Volksversammlung
zu finden und zu sichten.26 Es handelt sich hierbei um eine mehr denn
600 Seiten umfassende Akte der Untersuchung wegen Hochverrats gegen
die Redner der ersten Offenburger Versammlung. Die Akte befindet sich
im Badischen Generallandesarchiv Karlsruhe.27 Dieser bedeutende Fund
hat die älteren Arbeiten zu diesem Thema (Huber, Kähni, Vögely, Deu-
chert)28 teilweise oder vollständig entwertet und ist selbst in neuesten Arbeiten
zur badischen Revolutionsgeschichte unberücksichtigt.29 Schimpf
hat diese Quelle unter stadtgeschichtlichen Aspekten ausgewertet und die
Redeinhalte daher nur kursorisch angeführt.30 Ein systematischer Vergleich
aller in der Untersuchungsakte befindlichen Zeugenaussagen zu den einzelnen
Reden vermittelt ein wesentlich schärferes Bild von den Vorgängen
im ,Salmen', als es in den beiden polaren Zeitungsberichten jener Zeit und
dem bekannten Versammlungsbericht Berberichs31 - den bis dato zentralen
Quellen zur Geschichte der ersten Offenburger Versammlung - zum Ausdruck
kommt. Die erste Offenburger Volksversammlung war, wie das Beiwort
,Volk' bereits zum Ausdruck bringt, die außerparlamentarische, wenn
man so will, konstituierende' Versammlung des radikalen Flügels der ba-

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