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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 176
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geöffnet,56 jetzt erst wurde aus der bürgerlichen Versammlung eine Volksversammlung
,57 die schnell auf mehrere hundert Teilnehmer anwuchs58
und sich auf den Saal und die Galerie verteilte:59 Es war an der Tafel nicht
Platz genug um alle Bürger unterzubringen, auch mochte nicht jeder die
Ausgaben der Tafel machen u. Überdies kamen aus den Nachbarstädten
viele Bürger erst während und nach der Tafel und auf der Gallerie des
Saales waren wie in dem Räume desselben Personen anwesend.60

Versammlungszeitpunkt war Sonntagnachmittag, wo gewöhnlich die Bauersleute
die hiesige Stadt besuchen61. Die Zuhörer verteilten sich an den
Tischen der sechs Speisetafeln62 und unter dem Säulengang.63 Zwar fehlten
mit Mathy, Bassermann und vor allen Dingen Itzstein, dem Nestor der
Zweiten Badischen Kammer, überaus bliebte Kammer- und Versammlungsredner
, jedoch weckten bereits die angekündigten Redner die Neugier
. Zugnummer der Versammlung war unzweifelhaft Hecker. Schnell war
der Festsaal so dicht als möglich mit Männern aus allen Theilen des Landes
angefüllt. Die Galerien waren von den Frauen64 unterschiedlicher
Standeszugehörigkeit eingenommen.65 Auch Kinder, Mädchen, und Pur-
sche aus dem Bauernstand66 sollen sich unter das Publikum gemischt haben
. Für eine politische vormärzliche Saalveranstaltung war dies allerdings
ungewöhnlich.

Im übervollen und stickigen Raum herrschte eine lockerere Atmosphäre
als bei den Festen im Freien. Während Heckers erster Rede herrschte eine
große Unruhe im ,Salmen\ Joseph Kohler beispielsweise verließ mitten in
der Rede den Versammlungssaal.67 Konservative Besucher waren der Reden
bald über. Stiftungsverwalter Strobel und die Manheimer Schaaf68,
Berberich und Adrian69 verließen vorzeitig das Lokal. Die Mehrzahl der
Versammelten harrte jedoch bis zu Rees Schlußworten aus und zollte fast
allen Rednern lauten Beifall.70

Der Offenburger Apotheker Rehmann begrüßte die Anwesenden71 und
brachte ein Hoch auf die versammelten entschiedenen Freunde der Verfassung
aus.72 Dies tat er nicht ohne Ironie. Wie alle Redner wußte er natürlich
um die Präsenz von Spitzeln. Die Anwesenheit seiner lokalpolitischen
Gegner Plank, Braun, Janson sowie der Honoratioren Strobel, Schuck,
Brückner und Kiefer dürfte ihm schwerlich entgangen sein. Es waren jedoch
die Mannheimer Richard-Janillon, Schaaf und Bissinger, denen schon
bei den ersten Worten der Versammlung unangenehm zumute wurde: In
seiner kurzen Rede glaubten wir drei eine Sticheley auf uns zu finden, indem
er ausdrücklich nur diejenigen begrüßte, welche die Versammlung als
wirkliche und entschiedene Verfassungsfreunde beehrten. Er bediente sich
dabei noch eines Ausdrucks, den ich nicht mehr mit Bestimmtheit angeben

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