Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 177
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0177
kann, er deutete aber nach dem damaligen Eindruck seiner Rede darauf
hin, als ob möglicherweise nicht alle anwesende Verfaßungsfreunde in seinem
, des Sprechers, Sinne seien.73 Eine bestimmte Geschäftsordnung war
nicht verabredet worden.14 Wenn bei einer größeren Versammlung alle
durcheinander reden wollten, was übrigens Jedermann freistand, so hätte
keiner den anderen verstanden und wie es bei der kleinsten Versammlung
der Gebrauch ist, wurde hier zur Handhabung der Ordnung durch Accla-
mation Herr Bürgermeister Ree ersucht, den Vorsitz einzunehmen u. Jeder,
der sprechen oder einen Trinkspruch ausbringen wollte, wendete sich an
ihn.15 Der Mannheimer Obergerichtsadvokat Eller war es, der per Akklamation
Ottenburgs Bürgermeister Ree zum Vorsitzenden der Versammlung
erklärte.76 Sprecher mußten sich also bei Ree melden, durften auch nur von
der Tribüne aus sprechen.77 1832 hatten auf der Hambacher Schloßruine
Sprecher an verschiedenen Punkten gleichzeitig das Wort ergriffen. Die
Offenburger Versammlungsleitung und die Redner, vor allem Mannheimer,
spielten sich nun gegenseitig die Bälle zu. Aufgrund der Tatsache, daß die
Rednerliste neben Struve nur radikale Abgeordnete und einflußreiche -
vermeintlich radikale - Lokalgrößen wie den Heidelberger Bürgermeister
,Vater' Winter und den radikalen Vormann Ettlingens, Gemeinderat Thi-
bauth, aufwies, die Reden nicht zusammenhanglos aufeinanderfolgten und
die teilweise mehrfach wiederholten Forderungen von Hecker in seiner
zweiten Rede als fertiger Forderungskatalog dem geneigten Publikum zur
Abstimmung präsentiert wurden, wird die Ankündigung der Redefreiheit
als demokratische Floskel enttarnt. Daß Winter entgegen allen anderen
Rednern dem liberalen Ministerium Bekk das Wort redete, dürfte bei seinen
Mitrednern für Verwunderung gesorgt haben. Offene Kritik am Struve -
Heckerschen Forderungskatalog wagte aber auch er nicht zu äußern.

Struve sprach zuerst.78 Der Anfang seiner Rede war folgender: ,Es sind 32
Jahre verfloßen, seit die Fürsten beim Congreß zu Wien beisammensaßen,
und da es aber nur Fürsten waren, die dort saßen, so gab es einen Bund
für die Fürsten und nichts für die Völker, denn diese sind dort nicht vertreten
gewesen. Da erscholl die Kunde, daß Napoleon von Elba zurükgekehrt,
und wie im Triumphzug nach Paris gekommen seie; und schnell die Gefahr
einsehend, faßten die Fürsten wieder edlere Beschlüße, um das Volk zum
Kampfe fürs Vaterland nochmals aufzumuntern. Er sprach dann weiters
davon, daß bald die Zeit gekommen seie, wo die deutschen Fürsten wieder
andere Beschlüße gegen das Volk, oder um dasselbe zu unterdrücken gefaßt
hätten, und nannte als solche die Carlsbader, dann die Wiener und
Frankfurter Beschlüsse, welche er im Verlauf seiner Rede noch öfters
nannte. Er bedauerte, daß das deutsche Volk statt Preßfreiheit Censur, statt
Handelsfreiheit Beschränkung, statt Glaubensfreiheit Verfolgung und
Rechtsbeschränkung der Deutschkatholiken und Lichtfreunde habe, und

177


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0177