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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 178
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beklagte, daß der deutsche Bund im tiefsten Frieden ohne Schwertstreich
die Hälfte von Luxemburg an Belgien habe übergehen laßen, und daß
auch, wenn das Volk nicht gewesen wäre, Schleswig Holstein sicher vom
deutschen Gesammtvaterland losgetrennt worden sein würde. Er erinnerte
daran, daß im Jahre 1828 Frankreich mit Rußland einen Vertrag zur Thei-
lung Deutschlands eingegangen hätte, der zum Projecte hatte, daß Frankreich
das linke Rheinufer, und Rußland die deutschen Provinzen mit der alten
deutschen Stadt Cönigsberg nehmen sollten.19 Er erinnerte daran, daß
vor 29 Jahren die Verfassung gegeben worden sei und daß das Volk an verschiedenen
Landtagen seit dieser Zeit unisono auf Gewährung seiner Versprechungen
petitionirt habe. Er machte nun darauf aufmerksam, daß das
Volk, weil es auf seine vielen Bitten nicht zum Ziele habe gelangen können,
alle verfassungsmäßigen Mittel in Anwendung bringen müsse, um endlich
die Regierung zu zwingen, daß sie endlich das Versprechen in Erfüllung
gehen lasse.m Es müßten die Regierungen aufgefordert werden, sich von
diesen Nebenbeschlüßen loszusagen ,damit die Verfassung endlich eine
Wahrheit werde, und nicht ein Scheinding, eine Komödie, wie bisher [. . .]
Das Volk seie seit langer Zeit geduldig gewesen, es wäre an der Zeit, daß
es seine Langmuth breche, und mit der That seinem Willen Geltung verschaffe
[. . .] Aus seinem Vortrage konnte ich fder Verf.: gemeint ist
Kohler], wenn ich den Zusammenhang recht aufgegriffen habe, nur folgern
, daß diese Mittel durch die Vertreter des Volkes in der Kamer und
nicht unmittelbar durch das Volk selbst in Anwendung gebracht werden
sollend Kohlers Fazit der Rede Struves, welches sich mit den anderen
Zeugenaussagen deckt, ist: Überhaupt muß ich wiederholen, daß die Tendenz
von Struve's Rede nach meiner Auffassung und Beurtheilung im Wesentlichen
dahin ging, das badische Volk aufzurufen, daß es für den nächsten
Landtag solche thatkräftige Männer in die Kammer schike, welche
muthig genug wären, um, wenn die Regierung das dem Volk verheisene
nicht gewähren wolle, oder könne, die Minister derselben in den Anklagestand
zu erheben, und die Steuern zu verweigern, weil beides das einzige
Mittel wäre, um den Zweck zu erreichen [. . ./.82 Struve wolle nicht rohe
Gewalt, sondern das verfassungsmäßige Mittel der Steuerverweigerung
und der Versezung der Minister in Anklagestand damit endlich unsere
Verfassung eine Wahrheit werde, und nicht ein Scheinding bleibet Struve,
der als Vorbilder England und die USA - wo die wahre Freiheit herrsche^
- nannte, fragte mehrfach und mit Erfolg, ob die Versammlung ihm zustimme
.86 Durch seine erbittert geführte Dauerfehde mit dem Mannheimer
Zensor v. Uria-Sarachaga gewitzigt, vermied es Struve in seiner langen und
ruhig vorgetragenen Rede,87 den Untersuchungsbehörden unnötige Angriffsflächen
zu bieten. Er wiederholte zwar mehrfach, daß das Volk mit
seinen gerechten Forderungen nicht länger hingehalten werden könne, betonte
aber, daß nur mit verfassungsmäßigen Mitteln zur Tat geschritten

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