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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 182
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fassung der konservativen Zuhörer hielt Kapp eine durchweg verworrene
und undeutliche Rede.134 Es war barokkes, selbst für die Bauern langweiliges
Zeug.135

Wie alle Vorredner, so sprach auch Eller von Pressefreiheit136 und Steuerverweigerung
. Auch erforderte zur Steuerverweigerung auf mit dem Anfügen
, daß es Pflicht eines jeden rechtlichen Bürgers seie, keine Steuern
mehr zu zahlen, wenn einmal die Kammer solche verweigert habe - wobei
er die Bürger hierüber in der Art beruhigte, daß er ausrief: ,um die Steuern
beizutreiben, und um eine, speziell den Jesuiten. Million Bürger auszupfänden
, brauche man 100,000 Exequenten, der Bürger könne sich deshalb
ruhig zu Bette legen, und auch ins Wirtshaus gehen}31 Eller nannte
die belastenden Aussagen betreffend des Vorwurfes des Aufrufes zur
Steuerverweigerung ein Complott13s. Er habe, so ließ er verlauten, lediglich
allgemeine Fragen theoretisch erörtert, was zu thun oder zu laßen,
habe ich nicht aufgefordert.139 So wies er also seine Hörer auf die theoretische
Möglichkeit hin, daß gegenüber einem offenen Verfaßungsbruch,
wenn es dazu kommt, und wir wollen wünschen und hoffen, daß es bei uns
nie dazu kommen werde, können die Bürger Recht und Verfaßung wahren,
ohne jede Gewalthandlung. Sie können in ihren Häusern bleiben, sich in 's
Bett legen, auch sogar in 's Wirtshaus gehen, sie brauchen nichts zu thun
und können doch ihre Rechte wirksam vertheidigen, indem sie ruhig sitzen
bleiben.140 Eller, der leidenschaftlichste Redner dieses Tages, fand durchweg
eingängige und einfache, aber kräftige141 Formulierungen, so nannte
er die Beamten Blutsauger142, welche den Schweiß des Bauers und Handwerkers143
verzehren würden und plerte am meisten über die Regierung
.144 Er führte beispielsweise aus, daß wenn man ihm vom jezigen Ministerium
spreche, es ihm gerade so vorkomme, als wie der im vorigen
Jahre gefallene Schnee.145 Er ließ sich auch von einem Zwischenruf, dem
Ministerium Bekk Zeit zu lassen, nicht unterbrechen. Der Zwischenruf
machte deutlich, daß das Publikum verschiedenen politischen Richtungen
angehörte und divergierende politische Meinungen auch laut geäußert
wurden. Die Mehrheit war mit Ellers Rede jedoch zufrieden. Er erhielt
großen Beifall.146

Die Veranstaltung war in politischer wie sozialer Hinsicht heterogen zusammengesetzt
. Dieser Gegenströmung innerhalb der Versammlung trug
nun auch ein Redner Rechnung. Es war der Heidelberger Bürgermeister
Winter. Er artikulierte die Hoffnungen, die das liberale Ministerium Bekk
in breiten Kreisen erzeugt hatte. Er war der lebende Beweis dafür, daß
durch das seit dem Sturz Blittersdorffs 1843 erfolgte stufenweise Einschwenken
der Regierungspolitik auf die Linie des politischen Liberalismus
sich diese Regierung der Duldung, wenn nicht Unterstützung der kon-

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