Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
79. Jahresband.1999
Seite: 183
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0183
servativen wie ,rechts'-liberalen Badener sicher sein konnte. Alle Anhänger
der Kammerliberalen, alle Verfassungspatrioten, die wie Winter anläßlich
des Verfassungsjubiläums 1843 als Verteidiger der liberalen Verfassung gegen
die reaktionäre Regierung Blittersdorff auf die Straße gegangen waren,
standen 1847 nicht in Radikalopposition zur liberalen Regierung Bekk.
Winter relativierte die harten Angriffe seiner Vorredner auf die Regierung,
indem er versicherte, daß es nicht am Platze seie, von vornen herein dem
jezigen Ministerium alles Zutrauen zu entziehen, man müßte ihm vorerst
alle Gelegenheit bieten, sich wirklich liberal zeigen zu können, man solle
in 100 und in 1000 Petitionen das Streben der Deputirten zur Erringung
der Preßfreiheit, Gewißensfreiheit p. p. unterstüzen, wenn dann das liberale
Ministerium durch diese Petitionen den Willen des Volkes erfahren, so
mäße es entweder liberal sein, oder abtreten.147 Brückner war sich sogar
sicher, daß Winter Preßfreiheit als das einzige Heilmittel bezeichnete mit
dem Beisaze, daß dies die Fürsten wohl wüßten, und deshalb die Preßfreiheit
dem Volke verweigerten.14^ Winter bekannte sich zu den alten, noch
unerfüllten liberalen Forderungen, voran natürlich zur Pressefreiheit, von
Steuerverweigerung, auch nur als politischem Kampfmittel der Kammerabgeordneten
hörte man ihn nicht reden. Allerdings war auch seine Rede
vornehmlich auf die Wahlen gerichtet. Er machte auf die nützliche Rolle
seiner Bürgermeisterkollegen hierbei aufmerksam, mit der Einschränkung,
daß es aber keine Amtsbürgermeister sein dürfen, wahrscheinlich unter
diesen solche meinend, die sich vom Amt abhängig gemacht haben.149

Hecker redete nun zum zweiten Mal. Er zog das Resümee der Versammlung
, bemerkte, wie der Hauptzweck der heutigen Versammlung dahin gehe
, solche Wahlmänner anzuempfehlen, welche hinwiederum Deputirte
wählen würden, die Steuerverweigerung als vorgestecktes Ziel im Auge behielten
. Als Antwort auf Winters Rede äusserte er über das gegenwärtige
Ministerium, daß die Meinung verbreitet seie, als seie es ein liberales, allein
mit verblichenem Ruhme und mit liberalen Phrasen dürfe man sich
nicht einlullen lassen^50 und verglich letztere, so Adrian, mit den französischen
Regierungen unter dem reaktionären Polignac und dem konservativen
Guizot.15' Im Laufe der Rede zog Hecker ein Papier hervor, bemerkend
, daß hierauf diejenigen Punkte bezeichnet seien, welche für die wahre
Volksfreiheit unentbehrlich sind. Er verlas sofort diese Punkte, und es sind
dies dieselben, welche in mehreren öffentlichen Blättern wahrscheinlich
wörtlich abgedrukt sind. Nach dem Verlesen bemerkte er, daß es zu wünschen
seie, in wie fern die Versammlung diesen Punkten ihre Zustimmung
gebe, sich Gewißheit zu verschaffen, und forderte hierauf alle jene, welche
mit Überzeugung ihre Beistimmung kund geben wollen, dies durch ein lautes
Ja auszusprechen, worauf dann ein großer Theil der Versammlung das
Ja wiederholte.152 Sofort verließen die Meisten den Saal.153

183


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1999/0183